Grundlagen Der Volkswirtschaft

Grundlagen der (Volks-)Wirtschaft #

Pfad: Geld -> Wertaufbewahrung -> Preisstabilität -> Einfluss von Zentralbanken und Politiksoziale Marktwirtschaft -> Konjunktur

Wir müssen zuerst eine Grundlage schaffen, damit wir anfangen können, uns mit der Börse und mit Aktien zu beschäftigen. Wir wollen uns von der globalen Weltwirtschaft immer weiter - Ebene für Ebene - in die Details einarbeiten. Am Ende wollen wir kein Diplom in Wirtschaft, sondern im besten Falle Geld verdienen. Dafür benötigen wir aber einiges an Werkzeug und das ist in diesem Fall Wissen. Wir werden uns am Anfang mit Geld und Zinsen beschäftigen. Danach werden wir uns um den Staat und und die Notenbanken kümmern. Dann um die Wirtschaft, um danach die Wege kennenzulernen, wie und womit man an der Börse Geld verdienen kann. Aktien sind auch nur ein kleiner Teil dieses Spektrums. Anleihen, Zertifikate und Derivate gehören genauso dazu. Wir werden uns mit Wirtschaftszyklen beschäftigen, aber auch mit den Aspekten der Marktanalyse und der technischen Chartanalyse. Und natürlich kümmern wir uns auch um die Psychologie. Um die Angst, die viele Menschen mit den Begriffen Börse, Investieren und Crash verbinden. Der große Crash. Kaum ein anderes Thema schreckt uns mehr in Verbindung mit Geldanlage und Börse. Danach folgt vielleicht die Sorge, von Banken und/oder Brokern mit undurchsichtigen Produkten um unser Geld gebracht zu werden. Für beide Punkte gilt es ein Grundwissen aufzubauen um sich sicher in diesem Umfeld bewegen zu können. Als erstes ein Wort zum Crash. Ein Crash kommt eigentlich nicht aus heitrem Himmel. Es gilt, sich Abseits der Medien und Werbung ein eigens Bild der Wirtschaft und Unternehmen zu machen. Daher wollen wir eine Blick auf die Grundlagen und Mechanismen der Volkswirtschaft werfen. Und ein Wort Angst ist im Grunde ein Schutzmechanismus vor allem Unbekannten. Da Angst als Emotion die Evolution gut überstanden hat, scheint sie ein Erfolgskriterium zu sein. Wenn man etwas nicht kennt - dann lässt man besser die Finger davon. Das gilt für das Investieren, Spekulieren und/oder Anlegen von Geld. Da wir Menschen alle andersartig sind - weil wir unterschiedliche Erfahrungen im Laufe unseres Lebens gemacht haben - gibt es auch verschiedene Arten vom Umgang mit dem Unbekannten. Die einen werden sich allem Neuen aufgeschlossen gegenüber zeigen und ausprobieren, was geht, wobei die anderen eher zögern oder abwinken werden. Ich möchte hier keine Wertung vornehmen. Wirklich nicht. Beides sind gangbare Wege und in meinen Augen auch völlig in Ordnung. Jeder muss das Risiko oder besser die Chance selbst bewerten. Und um diese Bewertung bestmöglich treffen zu können, sollte man verstehen, worauf man sich einlässt. Ein gewisses Grundwissen oder Verständnis kann dabei helfen, Fehler zu vermeiden und die Erfolgschancen zu erhöhen. Daher denke ich, wir sollten ruhig etwas allgemeiner beginnen. Ich bin mir sicher, dass an der einen oder anderen Stelle jeder noch etwas dazulernt.

Marktwirtschaft #

Um Börse besser zu verstehen wollen wir einen Blick auf die ökonomischen Systeme werfen, in denen diese Handelsplätze und vor allem deren Akteure existieren. In der Theorie regelt der Markt ja bekanntlich alles selber. In unseren heutigen sozialen Gefügen ist der Markt aber nicht frei von äußeren Einflüssen. Genau dieses Umfeld wollen wir an dieser Stelle etwas mehr beleuchten. Die ursprüngliche Wirtschaftsform hat die Selbstversorgung einer Familie oder einer kleineren Gemeinschaft zum Ziel. Wir nennen sie Subsistenzwirtschaft oder Bedarfswirtschaft. Für den Kontext Börse ist diese Form nicht weiter zu betrachten, denn es geht gerade nicht um Profitstreben oder aber Handel und Spezialisierung.

Wenn es um größere soziale Strukturen geht, also um Volkswirtschaften, unterscheiden wir die Marktwirtschaft und die Planwirtschaft. Da sich die ökonomischen Systeme stark an den unterschiedlichen Kulturräumen orientieren gibt es natürlich noch weitere. Der Fokus in diesem Kapitel soll zum Einen auf unserem europäischen Kultur- und Wirtschaftsraum liegen. Zum Anderen geht es in diesem Kapitel vor allem um die Steuerung und Einflüsse auf unsere Marktwirtschaft. Daher betrachten wir hier nur eine grobe Gliederung.

  • Marktwirtschaft - Kapitalismus
    • Neoliberale Marktwirtschaft - amerikanisches Model (USA, Lateinamerika, …)
    • Soziale Marktwirtschaft - europäisches Model (Deutschland, Frankreich, …)
    • Neomerkantilismus - asiatisches Model (Japan, Taiwan, Südkorea, …)
  • Planwirtschaft - Sozialismus
    • sozialistische Marktwirtschaft - chinesisches Model (China, Vietnam)
    • neoliberale Planwirtschaft - sowjetisches Model (Kuba, Norkorea)
  • Transformationsökonomien, europäische Reformstaaten
  • wilder Kapitalismus (Russland)
  • islamistische Wirtschaftssysteme
  • Entwicklungsländer - afrikanisches Model

Eine Marktwirtschaft wird ausschließlich durch Angebot und Nachfrage gesteuert. Es kann also ein jeder Waren produzieren und anbieten. Desto mehr von einer Ware auf den Markt kommt, desto geringer wird der Preis werden. Der Hersteller wird also versuchen seine Kosten zu drücken, damit er bei fallenden Preisen immer noch Gewinn macht. Wer dann nicht mehr kostendeckend produzieren kann, der wird vom Mart verschwinden. Damit wird dann auch wieder das Angebot geringer und die Preise können sich stabilisieren.

Schweinezyklus #

Vor 90 Jahren wurde im Rahmen einer Dissertation des deutschen Agrarwissenschaftlers Arthur Hanau erstmals der Schweinezyklus beschrieben und analysiert, demzufolge eine Preissteigerung zunächst zu weiteren Investitionen und schließlich zu Überkapazitäten führt, wodurch die Marktpreise letztlich wieder gedrückt werden. Niedrigere Preise ziehen wiederum weniger Investitionen und den Abbau von Kapazität nach sich, wodurch das Angebot schrumpft und die Preise wieder steigen – der Zyklus beginnt von vorne. freie Marktwirtschaft Die „freie Marktwirtschaft“ beruht auf den Ideen und Gedanken des klassischen Liberalismus, die jedem Einzelnen volle Selbstverantwortung und wirtschaftliche Entscheidungs- und Handlungsfreiheit gewährt. Der Staat hat lediglich die Aufgabe, Schutz, Sicherheit und Eigentum der Bürger zu gewährleisten, ein Zahlungsmittel bereitzustellen sowie das Rechtssystem zu erhalten. Diese Staatsform kann man auch als Nachtwächterstaat bezeichnen. Als ihr Begründer gilt Adam Smith. Es geht um die Idee, dass die Verfolgung von Eigeninteressen der Individuen kollektiv auch automatisch positiven Einfluss auf das Gemeinwohl nimmt. Dieser Effekt wurde von Smith metaphorisch unsichtbare Hand genannt. Kurz und knapp ist das Hauptmerkmal der freien Marktwirtschaft, dass Personen und Unternehmen vom Staat nicht in ihrem wirtschaftlichen Handeln beeinflusst werden. Solch ein Form der Marktwirtschaft bietet Chancen und Vorteile, aber natürlich auch Nachteile. Am besten sieht man die Auswirkungen während der Industrialisierung. Die Stärke der freien Marktwirtschaft ist auf jeden Fall der hohe Gewinnanreiz. Durch diesen entsteht ein dynamischer Wettbewerb, der für ständige Produktinnovationen sorgt. Zudem verhalten sich die Unternehmen aufgrund der Konkurrenz wirtschaftlicher, was das Gesamtvermögen des Landes erhöht. Neben den ökonomischen gibt es auch soziale Vorteile, wie beispielsweise die individuelle Entfaltung dank freier Arbeitsplatzwahl und vielfältigen Güterangeboten, oder auch die Konsumfreiheit und Eigentumsrechte, die jedes Individuum besitzt.

Die Schwächen zeigen sich durch:

  • soziale Missstände
  • Ausbeutung der Arbeitskraft durch Niedriglohn
  • Konzentration des Vermögens
  • Konzentration von Marktmacht mit Monopolen und/oder Oligopolen
  • starke Konjunkturschwankungen

soziale Marktwirtschaft #

Der Anspruch der sozialen Marktwirtschaft ist, die Vorteile einer freien Marktwirtschaft wie wirtschaftliche Leistungsfähigkeit oder hohe Güterversorgung zu verwirklichen, gleichzeitig aber deren Nachteile wie zerstörerischer Wettbewerb, Ballung wirtschaftlicher Macht oder unsoziale Auswirkungen von Marktprozessen (z. B. Arbeitslosigkeit) zu vermeiden. Die Zielsetzung der sozialen Marktwirtschaft ist deshalb ein größtmöglicher Wohlstand bei bestmöglicher sozialer Absicherung. Der Staat verhält sich aus diesem Grund nicht passiv, sondern greift aktiv in das Wirtschaftsgeschehen z. B. durch konjunkturpolitische, wettbewerbspolitische und sozialpolitische Maßnahmen ein. Eingriffe des Staates in die Wirtschaft erfolgen im allgemeinen Interesse und in solchen Bereichen, wo Anbieter oder Nachfrager durch angepasste, marktwirtschaftlich vertretbare Maßnahmen geschützt werden müssen (z. B. beim Verbraucherschutz oder der Wettbewerbsgesetzgebung). Die soziale Marktwirtschaft hat sich seit ihrer Einführung nach 1948 in der Bundesrepublik Deutschland bewährt und zu einer bis dahin nicht gekannten Steigerung des Wohlstandes bei breiten Bevölkerungsschichten und zu einem hohen Maß an sozialer Sicherheit geführt. Allerdings waren Art und Umfang der staatlichen Eingriffe z. B. mit dem Hinweis auf den Die soziale Marktwirtschaft gilt seit den 50er Jahren als deutsche Wirtschaftsform. Hier erklären wir dir anhand der Merkmale, was es damit auf sich hat und nennen dir die wichtigsten Vor- und Nachteile. Bei der Sozialen Marktwirtschaft handelt es sich um ein modernes Wirtschaftssystem, das wie die freie Marktwirtschaft vom Wettbewerb lebt. Dabei steht „sozial“ für die Ziele der gesicherten Freiheit, der sozialen Sicherheit und der sozialen Gerechtigkeit. Ludwig Erhard, der Umsetzer der Sozialen Marktwirtschaft, fasste diese unter dem Überziel „Wohlstand für alle“ zusammen. Die Soziale Marktwirtschaft wurde von Alfred Müller-Armack als „dritte Form“ neben der freien Marktwirtschaft und der Planwirtschaft entworfen. Dabei sollen die Vorteile eines rein marktlichen Wirtschaftssystems, wie der dynamische Wettbewerb, beibehalten, während Nachteile, wie Kartellbildungen, durch Eingriffe des Staats gedämpft werden. Vor allem die EU-Länder haben versucht, dieses Modell auf sich selbst anzupassen. Bildlich kann man es sich gut anhand einer Strecke vorstellen. Dabei herrscht ganz links komplett freier Wettbewerb. Hier wird alles dezentral vom Markt (Angebot und Nachfrage) bestimmt. Folglich wäre ganz rechts eine Zentralverwaltungswirtschaft, die rein durch den Staat geregelt ist. So wären die USA ein sehr marktorientierter Staat (weit links auf der Strecke), während ein planwirtschaftliches Beispiel Nordkorea (weit rechts auf der Strecke) wäre. Die Länder mit einer Adaption der Sozialen Marktwirtschaft versuchen nun selbst einen für sie stabilen Ausgleich zwischen Staat und Markt zu finden. Deshalb befinden sie sich auf der Strecke an verschiedenen Stellen. Die Soziale Marktwirtschaft entsprang der Idee der Freien Marktwirtschaft. Deshalb gibt es hier viele Überschneidungen.

Unterschiede zwischen sozialer und freier Marktwirtschaft

Merkmale, die die soziale von der freien Marktwirtschaft unterscheiden, sind: Existenz sozialer Sicherungssysteme – hierbei handelt es sich um den Hauptunterschied. Beispiele wären der Mutterschutz, die Arbeitslosenversicherung, das Kindergeld, der Kündigungsschutz oder die gesetzliche Rentenversicherung. die eingeschränkte Konsum-, Vertrags- und Gewerbefreiheit – beispielsweise darfst du nicht einfach Waffen produzieren, Kartelle bilden oder Drogen besitzen/verkaufen. Geld als Steuerungsmittel – durch fiskalpolitische Maßnahmen, also der Regelung von Steuern und Staatsausgaben, werden Konjunkturschwankungen gemildert. Schutz des Urhebers – du kannst neue innovative Erfindungen zum Beispiel durch Patente und Gebrauchsmuster schützen. Gemeinsamkeiten zwischen sozialer und freier Marktwirtschaft Genau wie in der rein marktlichen Form gilt für die Soziale Marktwirtschaft: Privateigentum an Produktionsmitteln – ohne Privatbesitz der Produktionsmittel können Unternehmer nicht selbstständig planen. Da sie dann mit fremden mitteln arbeiten, würden sie keine Risiken mehr eingehen und wichtige Investitionen unterlassen. freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl – du hast das Recht, selbst über dich zu bestimmen und darfst dich frei entscheiden, ob du jetzt Arzt oder doch lieber Ingenieur wirst. freie Preisbildung nach dem System von Angebot und Nachfrage – die Grundlage jedes marktwirtschaftlichen Systems. Es gibt also einige Gemeinsamkeiten zwischen der sozialen Marktwirtschaft und der freien Marktwirtschaft. Wenn du noch mehr zur freien Marktwirtschaft erfahren möchtest, schau dir doch unseren Beitrag zu dem Thema an! Aber was sind jetzt eigentlich die Vorteile und die Nachteile der sozialen Marktwirtschaft? Warum macht es Sinn oder eben auch nicht, dass der Staat mit bestimmten Regeln und Maßnahmen eingreift? Viele der positiven Eigenschaften der freien Marktwirtschaft bleiben auch hier bestehen und es kommen zudem noch einige obendrauf. Vorteile sind: Soziale und arbeitsrechtliche Absicherung durch die Sozialpolitik (wie Arbeitslosengelder oder Mutterschutz) Bereitstellung öffentlicher Unternehmen (wie Schulen und Krankenhäuser) Unterstützung von schwächeren Wirtschaftssektoren über die Strukturpolitik (z.B. durch Subventionen ) Konjunkturpolitik für einen stabilen Geldwert Einkommensumverteilung (z.B. höhere Steuern für Reiche und Entlastungen für Arme) ein hoher Gewinnanreiz, der zu einer hohen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit führt Selbstverwirklichungsmöglichkeiten der Individuen niedrige Preise wegen der Konkurrenzsituation Abschwächung der Nachteile einer freien Marktwirtschaft (z.B. Monopolbildung oder Unterversorgung der öffentlichen Güter) Nachteile

Nachteile einer sozialen Marktwirtschaft sind:

  • Erschwerte Gründung von Unternehmen aufgrund von Bürokratie
  • erhöhte Steuern, weil der Staat Sozialleistungen zahlen muss
  • Unternehmen haben wegen hohen Steuern einen Anreiz ihren Standort ins Ausland zu verlegen

Nachteile einer freien Marktwirtschaft können nicht völlig beseitigt werden

Soziale Marktwirtschaft vs Freie Marktwirtschaft #

Zusammenfassend liegt der Unterschied der beiden Marktformen, in der Orientierung der sozialen Marktwirtschaft an dem Subsidiaritätsprinzip , also dass bei ihr der Staat dort eingreift, wo die Selbstbestimmung des Individuums nicht sinnvoll ist. So soll Marktversagen vorgebeugt werden, ohne die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs einzuschränken. Leichter gesagt, steht bei der sozialen Marktwirtschaft der Wohlstand aller im Vordergrund. Dafür werden vom Staat Regeln verordnet, die die Bevölkerung absichern und Ungerechtigkeiten weitestgehend beseitigen sollen. Bei der freien Marktwirtschaft hingegen stehen die Freiheiten der Wirtschaftssubjekte an erster Stelle. Hier greift der Staat unter keinen Umständen in die Wirtschaft ein.

Zusammenfassung #

Soziale Marktwirtschaft als Erweiterung der freien Marktwirtschaft Von Alfred Müller-Armack entworfen und von Ludwig Erhard durchgeführt Der Staat greift in das wirtschaftliche Geschehen ein, um soziale Ziele zu erreichen Freiheiten werden im Interesse der Allgemeinheit durch den Staat eingeschränkt

Im Vertrag über die Europäische Union (C 326/16 26.10.2012) unter Artikel 3 wird auch für die EU eine soziale Marktwirtschaft gefordert. (3) Die Union errichtet einen Binnenmarkt. Sie wirkt auf die nachhaltige Entwicklung Europas auf der Grundlage eines ausgewogenen Wirtschaftswachstums und von Preisstabilität, eine in hohem Maße wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft, die auf Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt abzielt, sowie ein hohes Maß an Umweltschutz und Verbesserung der Umweltqualität hin

Geld #

Geld begegnet uns überall im täglichen Leben, sei es Banknoten und Münzen, Buchgeld auf Bankkonten oder digitales Geld auf Karten und Smartphones. Es ist nicht wichtig, woraus Geld besteht oder welche Form es annimmt. Wichtig ist, dass es allgemein als Zahlungsmittel akzeptiert wird.

Geld muss drei Funktionen erfüllen:

  • Es muss als Tauschmittel,
  • als Recheneinheit und
  • als Wertaufbewahrungsmittel dienen.

Geld wird in erster Linie als Tausch- und Zahlungsmittel verwendet. Der Austausch von Waren gegen Waren ist umständlich. Ohne Geld gäbe es lange Tauschketten, bis jeder bekommt, was er braucht. In einer Tauschwirtschaft ergeben bereits 10 Waren zusammen 45 mögliche Umtauschverhältnisse. Wenn der Wert jeder der Güter in Geldeinheiten ausgedrückt werden kann, genügen die Preise der 10 Güter, um sie miteinander zu vergleichen. Geld erleichtert den Handel, da Waren direkt gegen Geld getauscht werden können. Außerdem läßt sich mit Geld als Recheneinheit der Wert verschiedener Waren und Dienstleistungen einfach vergleichen. Aber in erster Linie muss Geld auch als Wertaufbewahrungsmittel fungieren. Es muss seinen Wert im Laufe der Zeit erhalten, damit es beiseitegelegt und zu einem späteren Zeitpunkt für einen Kauf verwendet werden kann. Um als Wertaufbewahrungsmittel zu dienen, muss Geld dauerhaft und wertbeständig sein. Die Geldbesitzer müssen darauf vertrauen, dass sie später mit ihrem Geld genauso viel kaufen können wie heute. Daher muss die Kaufkraft des Geldes erhalten bleiben. Früher versuchte man, die Kaufkraft des Geldes durch das Material wie z. B. Gold oder Silber zu erhalten. Heute haben Münzen und Banknoten kaum noch einen Materialwert. Buchgeld und digitales Geld sind elektronische Datensätze. Daher müssen die Menschen heutzutage darauf vertrauen können, dass ihr Geld seinen Wert behält. Heutzutage schützen Zentralbanken den Wert des Geldes. Im Euroraum arbeiten die Deutsche Bundesbank und die anderen Zentralbanken des Eurosystems gemeinsam für Preisstabilität. Mit ihrer Geldpolitik sichern sie den Wert und somit das Vertrauen in den Euro. Deshalb darf auch nur die Bundesbank mit ihren Hauptverwaltungen und Filialen die Euro-Banknoten und Euro-Münzen in Deutschland in Umlauf bringen. Sie sorgt dafür, dass Falschgeld aus dem Verkehr gezogen wird. So können die wir sicher sein, echtes Geld in unseren Händen zu halten. Damit die wir dem Geld auf unseren Bankkonten vertrauen können, sorgt die Bundesbank zudem für einen reibungslosen Zahlungsverkehr und überwacht als Teil der europäischen Bankenaufsicht die Geschäfte der Banken. Neben dem offiziellen Geld, den Währungen der Länder, gibt es auch private Vereinbarungen, die als Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher dienen können. Dazu gehören zum Beispiel Gutscheine, regionale Zahlungsmittel oder sogenannte Krypto-Assets wie der Bitcoin. Eine offizielle Währung ist also stets eine Vereinbarung mit dem Staat als Partner. Daher gibt es für eine Währung auch immer eine staatliche Kontrollinstanz, die regulierend eingreifen kann - und wird. Demgegenüber stehen Krypto-Assets. Sie erfüllen die drei oben genannten Funktionen ebenso (mal besser , mal schlechter), unterliegen aber keiner staatlichen Kontrolle. Damit sind sie auch keine Währung. Der Begriff wird leider sehr häufig und fälschlicherweise verwendet. Dabei ist genau ebendies das Ziel von Krypto-Assets; eben keine staatliche Kontrolle. Die staatliche Kontrolle bezieht sich nicht nur auf die Echtheit der Banknoten. Sie hat einen viel größeren Auftrag, nämlich die Kontrolle der Geldmenge. Wie entsteht Geld

Bargeld #

Für viele Zahlungen werden tagtäglich Euro-Banknoten und -Münzen verwendet. Dieses Bargeld heben Privatleute und Unternehmen üblicherweise von ihrem Konto bei ihrer Bank ab. Doch woher bekommen die Banken dieses Bargeld? Zunächst einmal: Einzelhändler und andere Kunden zahlen Bargeld bei der Bank ein. Wenn die Kunden aber mehr ausgezahlt haben möchten, als insgesamt eingezahlt wird, benötigt die Bank zusätzliches Bargeld, um dem Bargeldbedarf ihrer Kunden nachkommen zu können. Dieses Bargeld bekommen die Banken von der Zentralbank. Im Eurosystem sind das die Europäische Zentralbank und die Zentralbanken der Euro-Länder. In Deutschland ist das die Deutsche Bundesbank. Um das Bargeld zu bekommen, heben die Banken es von ihrem Konto bei der Zentralbank ab. Wenn die Banken KEIN ausreichendes Guthaben bei der Zentralbank besitzen, nehmen sie dafür üblicherweise einen Kredit bei ihr auf. Für solch einen Kredit muss die Geschäftsbank Sicherheiten – in der Regel Wertpapiere - hinterlegen und an die Zentralbank Zinsen zahlen. Den Kreditbetrag schreibt die Zentralbank der Geschäftsbank auf ihr Konto gut. Die Zentralbank schafft damit Geld. Dieses Guthaben kann sich die Geschäftsbank in Bargeld auszahlen lassen. In dem Augenblick, in dem die Zentralbank das Bargeld an die Bank auszahlt, wird aus den Geldscheinen, die bis dahin nur bedrucktes Papier waren, Bargeld, das gesetzliche Zahlungsmittel. Dieses wird zu den Banken transportiert. Die Banken können es dann an ihre Kunden auszahlen. Überschüssiges Bargeld können die Banken bei der Zentralbank einzahlen. Diese prüft dann das Bargeld auf seine Qualität. Nicht mehr umlauffähiges Bargeld zieht sie aus dem Verkehr und ersetzt es durch druck- und prägefrische Stücke, die wieder an die Banken ausgezahlt werden können. Etwaiges Falschgeld analysiert sie, meldet es der Polizei und verwahrt es. Für das eingezahlte echte Geld wird den Banken ein entsprechender Betrag auf deren Zentralbankkonto gutgeschrieben; mit solch einem Guthaben können sie die für die Bargeldbeschaffung aufgenommenen Kredite zurückzahlen. Im Euro-Raum ist das Euro-Bargeld das gesetzliche Zahlungsmittel. Daher dürfen nur die Zentralbanken des Eurosystems – in Deutschland die Bundesbank - neue Banknoten herstellen lassen. Sie haben das Notenmonopol. Die Bundesbank bringt die Banknoten in Umlauf. Bargeld, das die Banken nicht mehr benötigen, nimmt sie jederzeit zum Nennwert zurück. Die Herstellung der Banknoten, deren Transport und Prüfung verursachen der Bundesbank zwar Kosten. Allerdings erzielt die Bundesbank auch Erträge, und zwar durch die Zinsen für die Kredite, die die Banken zum Zwecke der Banknotenbeschaffung bei ihr aufnehmen. Der dabei entstehende Gewinn fließt in den Gesamtgewinn der Bundesbank mit ein, der wiederum jährlich an das Bundesministerium der Finanzen, d. h. den Staat, ausgeschüttet wird. Die Euro-Münzen hingegen geben die Euro-Staaten aus – in Deutschland ist dafür das Bundesfinanzministerium zuständig. Das Recht Münzen auszugeben nennt man „Münzregal“. Das Ministerium verkauft die Münzen an die Bundesbank, die sie dann in Umlauf bringt. Der Nennwert der Münzen ist größer als deren Herstellungskosten. Durch diese Differenz erzielt der Staat einen Gewinn. Letztlich kommen also ALLE Gewinne aus der Schaffung von Bargeld dem Staat zugute - und damit der Allgemeinheit.

Buchgeld #

Im Wirtschaftsleben zahlt man kleinere Einkäufe oft mit Banknoten und Münzen. Größere Beträge werden hingegen ohne Bargeld mit einer Überweisung oder mit der Bankkarte bezahlt. Dafür wird Geld vom Bankkonto des Zahlers auf das Bankkonto des Empfängers umgebucht. Das Guthaben des Zahlenden nimmt ab, das Guthaben des Zahlungsempfängers nimmt zu. Guthaben auf den Bankkonten nennt man Buchgeld. Die Banken buchen auf den Bankkonten die Zahlungen ihrer Kunden. Hebt ein Bankkunde von seinem Konto Geld ab, wird aus Buchgeld Bargeld. Zahlt er Bargeld auf sein Konto ein, verwandelt sich das Bargeld wieder in Buchgeld. Durch Abheben vom und Einzahlen auf das Konto entsteht kein neues Geld. Geld wechselt lediglich seine Form. Im Euro-Währungsgebiet gibt es viel mehr Buchgeld als Bargeld. Doch wie kommt dieses Buchgeld in die Welt? Neues Buchgeld schaffen die Banken, wenn sie Kredite vergeben. Ein Beispiel: Um ein Auto zu kaufen, benötigt Herr Müller einen Kredit. Er verhandelt darüber mit seiner Bankberaterin. Die Bank gewährt Herrn Müller einen Kredit. Den Kreditbetrag schreibt sie auf seinem Konto gut. Sein Guthaben nimmt zu. Die Bank hat neues Buchgeld geschaffen. Zuvor eingeworbene Spareinlagen benötigte sie hierfür nicht. Herr Müller muss für den Kredit Zinsen zahlen. Die Zinsen sind der Preis für den Kredit. Herr Müller kann dieses Guthaben jetzt für Zahlungen nutzen. Zum Beispiel kann er eine Überweisung ausfüllen, um ein Auto zu bezahlen. Dann bucht die Bank das Guthaben von seinem Konto auf das Konto des Autoverkäufers. Das Buchgeld „fließt“ von einem Konto zum anderen – und Herr Müller bekommt das Auto. Buchgeld wird also von Banken geschaffen, indem sie Kredite vergeben. Buchgeld kann aber auch so entstehen: Eine Bank kauft einem Kunden wie Frau Maier Vermögenswerte ab, zum Beispiel Aktien, Gold oder Immobilien. Die Bank schreibt dann Frau Maier den Kaufbetrag auf ihrem Konto gut. Der Vorgang kann auch umgekehrt ablaufen: Verkauft die Bank Vermögenswerte an Frau Maier, dann bezahlt Frau Maier, indem die Bank den Kaufbetrag von ihrem Guthaben abzieht. Dadurch verringert sich der Bestand an Buchgeld. Ebenso wird Buchgeld „vernichtet“, wenn Herr Müller seinen Kredit Rate für Rate zurückzahlt. In einer Wirtschaft werden ständig neue Kredite vergeben und alte Kredite zurückgezahlt, Vermögenswerte von Banken gekauft und verkauft. Die Menge an Buchgeld verändert sich also ständig. Mit Krediten können Unternehmen investieren, zum Beispiel neue Maschinen kaufen und mehr produzieren. So kann die Wirtschaft wachsen. In einer wachsenden Wirtschaft wachsen deshalb üblicherweise die Buchgeldbestände. Aber: Wie viel Buchgeld können Banken schaffen? Wie bereits beschrieben entsteht Buchgeld zum großen Teil durch Kreditvergabe. Ein Unternehmen nimmt aber nur dann einen Kredit auf, wenn es Investitionsprojekte hat. Und wenn die erwarteten Erträge hoch genug sind, die geforderten Kreditzinsen zu erwirtschaften. Denn kann der Schuldner Zins und Tilgung nicht zahlen, entsteht der Bank ein Verlust. Die Banken haben zudem stets im Blick, welche Kosten ihnen aus der Kreditvergabe und Buchgeldschöpfung entstehen können. Ein Beispiel: Wenn der Kunde sein neues Guthaben für eine Überweisung auf ein Konto bei einer anderen Bank nutzt, fließt aus Sicht der Bank Geld ab. Die Bank muss sich dieses Geld dann oft wiederbeschaffen. Zum Beispiel indem sie bei einer anderen Bank einen Kredit aufnimmt. Oder sie ‚refinanziert‘ sich durch einen Kredit der Zentralbank. Oder sie bringt Sparer dazu, Bargeld oder Guthaben bei ihr als Spar- und Termineinlagen anzulegen. In der Regel muss die Bank für diese Refinanzierung Zinsen zahlen. Die Bereitschaft der Banken, Buchgeld zu schaffen, hängt also auch davon ab, wie hoch die Zinskosten für die Bank selbst sind. Zudem muss jede Bank die Vorschriften der Bankenaufsicht beachten. Auch dies begrenzt die Möglichkeit der Bank, Kredite zu vergeben und zusätzliches Buchgeld zu schaffen. Außerdem nehmen die Zentralbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik Einfluss auf die Buchgeldschöpfung. Im Euroraum sind dies die Europäische Zentralbank sowie die nationalen Zentralbanken der Euro-Länder, für Deutschland die Deutsche Bundesbank. Ein wichtiges Instrument dazu ist der – im Euroraum einheitliche - Leitzins. Das ist der Zins, den die Banken für ihre Kredite an die Zentralbank zahlen müssen. Droht Inflation, erhöht die Zentralbank den Leitzins. Dann steigen in der Regel auch die Zinsen für Kredite. Das schreckt viele Kunden ab. Im Ergebnis vergeben die Banken weniger Kredite – es wird weniger Buchgeld geschaffen. Droht Deflation, senkt die Zentralbank den Leitzins. Dann sinken üblicherweise auch die Zinsen für Kredite. Dies ermutigt viele Kunden, Kredite aufzunehmen – es wird mehr Buchgeld geschaffen. Banken können also Buchgeld schaffen. Die wichtigsten Bestimmungsfaktoren dieser Geldschöpfung sind die Nachfrage der Wirtschaft nach Krediten, die Höhe der Zinsen für Kreditnehmer und Banken, das Kreditausfallrisiko, die Vorschriften der Bankenaufsicht sowie die Geldpolitik der Zentralbank.

Währung #

Ölpreise geben nach - Dollar auch Rezessions- und Nachfragesorgen drücken die Erdölpreise kräftig. Die Erdölnachfrage könnte einbrechen, sollten die Wirtschaftsräume Europa, China und Nordamerika gleichzeitig in die Rezession oder zumindest in die Nähe einer solchen abrutschen, heißt es im Handel. Am Markt richten sich die Blicke zudem auf das Opec-Treffen am Mittwoch. Es wird erwartet, dass das Ölkartell ein Ende der Produktionskürzungen, die nach dem Ausbruch von Covid-19 eingeführt wurden, beschließen wird. Am Aktienmarkt stehen Ölwerte mit einem Sektorminus von 2,8 Prozent unter Druck. Am Devisenmarkt zeigt sich der Dollar leichter, der Dollarindex gibt 0,6 Prozent nach. “Die schwachen realwirtschaftlichen Daten aus China sind kein gutes Zeichen für den US-Dollar”, so Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Eine sinkende Nachfrage aus China bedeute auch, dass weltweit weniger Energie nachgefragt werde. “Wenn aber die Energiepreise nicht mehr steigen, dann steigt auch der Wert der US-Exportgüter nicht mehr.” Damit entfalle ein wesentlicher Treiber der Dollar-Stärke.

Zentralbankgeld #

Im Euroraum ist der Euro die gemeinsame Währung. Die Euro-Banknoten und –münzen sind das gesetzliche Zahlungsmittel. Nur die Zentralbanken – in Deutschland die Deutsche Bundesbank - dürfen es in Umlauf bringen. Sie tun dies über die Geschäftsbanken. Jede Geschäftsbank hat ein Konto bei der Zentralbank und kann von ihrem Guthaben Bargeld abheben. Dieses Guthaben nimmt dann ab. Werttransportunternehmen bringen die Euro-Banknoten und Münzen in gepanzerten Fahrzeugen von der Bundesbank zur Geschäftsbank. Zahlt die Geschäftsbank bei der Zentralbank Bargeld ein, nimmt ihr Guthaben bei der Zentralbank zu. Guthaben bei der Zentralbank lassen sich also in Bargeld wandeln - und Bargeld wieder in Guthaben. Die Guthaben bei der Zentralbank und das Bargeld werden unter dem Oberbegriff „Zentralbankgeld“ zusammengefasst, denn nur die Zentralbank kann dieses Geld schaffen. Aber wie entstehen die Zentralbankguthaben? Zentralbankguthaben entstehen zum Beispiel, wenn die Zentralbank einer Geschäftsbank einen Kredit gewährt. Dann schreibt die Zentralbank der Geschäftsbank den Kreditbetrag als Guthaben gut. Allerdings muss die Geschäftsbank für den Kredit Sicherheiten wie zum Beispiel Wertpapiere hinterlegen und Zinsen zahlen. Wenn die Geschäftsbank den Kredit aus ihrem Guthaben zurückzahlt, wird das zuvor geschaffene Zentralbankgeld wieder vernichtet. Zentralbankguthaben entstehen auch, wenn die Zentralbank einer Geschäftsbank Vermögenswerte wie zum Beispiel Staatsanleihen, Gold oder Immobilien abkauft. Die Zentralbank schreibt der Geschäftsbank dann den Kaufbetrag auf ihrem Konto gut; das Guthaben nimmt zu. Verkauft hingegen die Zentralbank der Geschäftsbank einen Vermögenswert, bucht sie den zu zahlenden Kaufbetrag vom Guthaben der Geschäftsbank ab. Und wozu benötigen die Geschäftsbanken Guthaben bei der Zentralbank? Ein Grund ist, dass die Zentralbank den Geschäftsbanken vorschreiben kann, ein bestimmtes Mindestguthaben auf ihrem Zentralbankkonto zu halten, die sogenannte Mindestreserve. Die Höhe der Mindestreserve berechnet sich aus den Guthaben der Kunden einer Bank multipliziert mit einem von der Zentralbank festgelegten Prozentsatz. Schaffen die Banken zusätzliche Guthaben – also zusätzliches „Buchgeld“ – dann müssen sie auch mehr Zentralbankguthaben als Mindestreserve halten. Zweitens benötigen die Geschäftsbanken Zentralbankguthaben, weil ihre Kunden immer mehr Bargeld abheben: Seit der Einführung des Euro-Bargelds im Jahre 2002 ist der Gesamtwert des umlaufenden Bargelds stetig gestiegen. Die Geschäftsbanken müssen sich das zusätzliche Bargeld bei der Zentralbank beschaffen. Dazu benötigen sie Guthaben, von denen sie Bargeld abheben können. Drittens benötigen die Geschäftsbanken Zentralbankguthaben für Überweisungen untereinander, also für den unbaren Zahlungsverkehr. Wenn Herr Maier, Kunde von Bank A, Geld an Frau Müller, Kundin von Bank B, überweist, nimmt sein Guthaben bei Bank A ab. Bei der Zentralbank wird der Betrag vom Konto der Bank A auf das Konto von Bank B umgebucht. Bank B schreibt den Betrag Frau Müller auf ihrem Konto gut. Zentralbankguthaben werden immer nur auf Konten bei der Zentralbank umgebucht. Die Kundenguthaben bei den Geschäftsbanken sind kein Zentralbankgeld. Die Geschäftsbanken haben also einen ständigen Bedarf an Zentralbankgeld. Nur die Zentralbank kann dieses Guthaben – das „Zentralbankgeld“ – schaffen. Aber wie erhalten die Geschäftsbanken das Zentralbankgeld? Wie bereits erwähnt zum Beispiel, indem sie bei der Zentralbank einen Kredit aufnehmen. Die Geschäftsbanken müssen für diese Kredite Zinsen zahlen, den sogenannten Leitzins. Dieser Leitzins wiederum ist der Anknüpfungspunkt für die Geldpolitik des Eurosystems. Die wichtigste Aufgabe des Eurosystems ist, für Preisstabilität zu sorgen. Nach Auffassung des EZB-Rats kann Preisstabilität am besten gewährleistet werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2% anstrebt. Dieses Ziel ist symmetrisch, das heißt negative Abweichungen von diesem Zielwert sind ebenso unerwünscht wie positive. Doch wie erreicht das Eurosystem sein Ziel? Mit dem Leitzins, also dem Zins, den die Geschäftsbanken für Zentralbankgeld bezahlen, kann das Eurosystem die Höhe der Zinsen im Euroraum beeinflussen. Im Falle einer Deflationsgefahr wird der EZB-Rat den Leitzins senken. Dann senken auch die Geschäftsbanken ihre Zinsen. Dadurch werden mehr Kredite aufgenommen, die Banken schaffen zusätzliches Buchgeld, es werden mehr Güter nachgefragt. Der Abwärtsdruck auf die Preise lässt damit im Laufe der Zeit nach und die Unternehmen können wieder höhere Preise erzielen. Eine Senkung des Zinses für Zentralbankgeld kann also dazu beitragen, dass die Deflation bekämpft wird. So stellt sich Preisstabilität wieder ein. Im Falle einer Inflationsgefahr wird das Eurosystem den Zins für Zentralbankgeld – den Leitzins – erhöhen. Dann erhöhen auch die Geschäftsbanken ihre Zinsen für Kredite. Dadurch werden weniger Kredite aufgenommen, es entsteht weniger Buchgeld und es werden weniger Güter nachgefragt. Die Unternehmen bleiben zum Teil auf ihren Waren sitzen und können ihre Preise kaum noch erhöhen. Manche senken ihre Preise sogar. So kann eine Anhebung des Zinses für Zentralbankgeld die Inflation bekämpfen, bis wieder Preisstabilität herrscht. Das Zentralbankgeld spielt also eine wichtige Rolle: Die Geschäftsbanken haben einen ständigen Bedarf an Zentralbankgeld, um die Mindestreserve zu erfüllen, um Bargeld abheben zu können und um den unbaren Zahlungsverkehr abzuwickeln. Dieses Zentralbankgeld verschaffen sie sich zum Teil durch die Aufnahme von Krediten bei der Zentralbank. Dadurch ist die Anhebung oder Senkung des Zinses für Zentralbankgeld ein wichtiges Instrument, um das oberste Ziel des Eurosystems zu erreichen - die Preisstabilität.

Exkurs: Geschichte des Euros #

Im Delors-Bericht wurde ein dreistufiger Vorbereitungszeitraum für die Wirtschafts- und Währungsunion und den Euroraum vorgeschlagen, der sich über den Zeitraum 1990 bis 1999 erstreckt. Die europäischen Staats- und Regierungschefs folgten den Empfehlungen des Delors-Berichts. Der neue Vertrag über die Europäische Union, der die zur Verwirklichung der Währungsunion notwendigen Bestimmungen enthielt, wurde im Dezember 1991 bei der Tagung des Europäischen Rates im niederländischen Maastricht vereinbart. Nach einem Jahrzehnt der Vorbereitungen wurde der Euro am 1. Januar 1999 ins Leben gerufen: in den ersten drei Jahren seiner Existenz war der Euro eine „unsichtbare“ Währung, die nur zur Verrechnung und für elektronische Zahlungen verwendet wurde. Münzen und Banknoten wurden am 1. Januar 2002 eingeführt, und in 12 EU-Ländern erfolgte die größte Bargeldumstellung der Geschichte.

  1. Januar 1999:Der Euro wird von den elf Gründerländern der Europäischen Währungsunion (EWU) aus der Taufe gehoben. Der Umrechnungskurs zur D-Mark beträgt 1,95583 DM je Euro. Am 4. Januar startet der Handel in Sydney mit 1,1747 Dollar. Dezember 1999:Der Euro fällt erstmals auf 1,00 Dollar. Januar 2002:Die reibungslose Einführung des Euro-Bargelds stützt. Im Juli erreicht der Euro wieder die Ein-Dollar-Marke. Dezember 2005:Die EZB läutet - lange nach der Fed - eine Zinserhöhungsrunde ein. Der Euro klettert wieder über 1,20 Dollar und erreicht im November 2006 die Marke von 1,30 Dollar. September 2007:Nach einer deutlichen US-Zinssenkung im Zuge der Subprime-Krise steigt der Euro über 1,40 Dollar.
  2. April 2008:Der Euro notiert erstmals über 1,60 Dollar und markiert am 15. Juli mit 1,6038 Dollar ein Rekordhoch. Oktober 2008:Im Zuge der Verabschiedung des Rettungspaketes für die US-Banken durch den US-Kongress beschleunigt sich die Talfahrt des Euro. Die Gemeinschaftswährung stürzt ab und notiert am 28. Oktober mit 1,2328 Dollar so niedrig wie seit April 2006 nicht mehr. Ende 2008 bis Herbst 2009:In den USA und Europa werden milliardenschwere Programme zur Stützung der Finanzbranche aufgelegt. Spekulationen um die Finanzierbarkeit der US-Schulden und eine sich langsam erholende Konjunktur geben dem Euro Auftrieb.
  3. Oktober 2009:Der Euro klettert erstmals seit über einem Jahr wieder über die Marke von 1,50 Dollar. Am Tag zuvor hatte der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou das ganze Ausmaß der Schuldenmisere seines Landes offengelegt: Das Haushaltsdefizit ist doppelt so hoch wie gedacht. Dezember 2009: Zunächst unbeeindruckt von der griechischen Schuldenkrise steigt der Euro auf über 1,51 Dollar. Nach dem Verlust der “A”-Bonitätsnote der Ratingagentur Fitch und ersten Diskussionen um EU-Hilfen für Griechenland dreht die Stimmung: Der Euro geht auf Talfahrt. Es folgen weitere Herabstufungen durch Standard & Poor’s (S&P) und Moody’s. Februar bis April 2010:Hilfszusagen der übrigen EU-Staaten für Griechenland können die Talfahrt des Euro nicht stoppen. Er fällt unter 1,32 Dollar.
  4. April 2010:Griechenland bittet offiziell um Finanzhilfen. Der Euro steigt zunächst knapp auf 1,34 Dollar. Mai 2010:Die Furcht vor einer Ausbreitung der Schuldenkrise nimmt zu. Neben Griechenland gelten auch Portugal und Spanien als gefährdet. Binnen weniger Tage fällt der Euro auf bis zu 1,2520 Dollar. 10./11. Mai 2010:In einer Blitz-Aktion einigt sich die EU auf ein 750 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für strauchelnde Mitgliedstaaten. Damit soll eine Kettenreaktion vermieden werden. Die anfängliche Erleichterung darüber verpufft aber binnen Stunden. Vom Spitzenkursgewinn von bis zu drei US-Cent bleibt am Ende des Tages kaum noch etwas übrig.
  5. Mai 2010:Die Verunsicherung über die langfristigen Folgen der Schuldenkrise und der rigiden Sparpläne einiger Euro-Staaten sowie die Zweifel von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands drücken den Euro erstmals seit 18 Monaten unter 1,25 Dollar.

Exkurs: Geldmenge #

Die Geldmenge – auch Geldvolumen genannt – ist die Gesamtheit aller Forderungen von Nichtbanken gegenüber Banken, über die jederzeit verfügt werden kann. Anders ausgedrückt: die Geldmenge gibt den Bestand an Geld wieder, der sich im Besitz von Nichtbanken befindet. In der Geldmenge werden nur Forderungen berücksichtigt, die eine Funktion als Zahlungsmittel erfüllen und damit zur Tilgung von Verbindlichkeiten eingesetzt werden können. Die Abstufung der Geldmengenbegriffe erfolgt in der Praxis an der Nähe der einzelnen Bestandteile zum Bargeld – also der Liquidität. Dabei werden weltweit ähnliche, jedoch nicht einheitliche Abgrenzungen genutzt. Innerhalb der EU, also im Europäischen System der Zentralbanken, werden folgende Geldmengenbegriffe benutzt:

  • Geldmenge M0 Die Geldmenge M0 wird auch als Geldbasis bezeichnet. Sie umfasst alle sich außerhalb des Bankensystems in Umlauf befindlichen Münzen und Scheine. Kassenbestände der Geschäftsbanken sind nicht eingeschlossen, dafür aber Bargeld, welches sich außerhalb der Eurozone im Umlauf befindet.

  • Geldmenge M1 Die Geldmenge M1 enthält die Geldmenge M0 sowie täglich fällige Einlagen (Sichtguthaben auf dem Girokonto, Tagesgeld). Sie beinhaltet also Komponenten, die direkt im Zahlungsverkehr verwendet werden können.

  • Geldmenge M2 Die Geldmenge M2 umfasst die Geldmenge M1 zuzüglich Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren sowie Einlagen mit dreimonatiger vereinbarter Kündigungsfrist (Termingeld, Festgeld, Sparbriefe bis zwei Jahre Laufzeit sowie Sparbücher).

  • Geldmenge M3 Die Geldmenge M3 umfasst die Geldmenge M2 zuzüglich Repo-Geschäften und Geldmarktfonds sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren.

Welche Bedeutung haben die Geldmengen für die Zentralbanken? #

Von der EZB und dem Europäischen System der Zentralbanken wird die Geldmenge M3 als zentrale Regel- und Messgröße ihrer Geldpolitik angesehen. Durch ihre breitere Basis an Komponenten ist sie weniger anfällig gegenüber Zinsänderungen und anderen Größen. Sinken z.B. die Sparzinsen bei gleich bleibenden Geldmarktzinsen, werden Gelder von Sicht- und Termineinlagen in Geldmarktpapiere umgeschichtet. Das verringert die Geldmenge M1 und gegebenenfalls auch M2. Die Geldmenge M3 hingegen bleibt unverändert. Über die Geldmengen steuern die Zentralbanken ihre geldpolitischen Ziele.

Wachstum der Geldmenge M3 vs. Wachstum des Bruttoinlandsproduktes #

Wächst die Geldmenge M3 stärker als das Bruttoinlandsprodukt des betrachteten Wirtschaftsraumes, so ergibt das Inflation - und einen Faktor für niedrige Zinsen, denn wenn die Geldmenge stärker zulegt als das Wirtschaftswachstum, wächst vereinfacht ausgedrückt das Angebot stärker als die Nachfrage. Der Preis des Angebotes (Geldmenge) ist in diesem Fall der Zins. Und der sinkt in Folge eines überbordenden Angebotes.

Quelle: https://www.tagesgeldvergleich.net/statistiken/geldmengen.html

Exkurs: Currency Trade #

Es gibt viele Trader mit unterschiedlichsten Marktansichten, daher ist es keine große Überraschung, dass es auch viele verschiedene Handelsstrategien gibt. Einige ziehen es vor, langfristig zu investieren, während andere sich hauptsächlich auf Scalping oder den Intraday-Handel konzentrieren. Einige sehen technische Indikatoren und Muster als den besten Weg, um den Markt zu analysieren, während andere fundamentale Analysen als die wertvollsten betrachten. Beide Ansätze können zum Erfolg führen, allerdings ist es unmöglich den genauen Kursverlauf eines Währungspaares oder eines Indizes vorherzusagen. Aber was ist, wenn wir Ihnen sagen, dass es eine interessante Strategie gibt, die auch dann rentabel sein kann, wenn der Wechselkurs unverändert bleibt? Der sogenannte Currency Carry Trade ist die Antwort.

Was genau ist ein Carry Trade? #

Der Carry Trade ist eine interessante langfristige Strategie, die ihren Ursprung in den Zinssatzdifferenzen aus aller Welt hat. Es ist eine Strategie, bei der ein Anleger eine bestimmte Währung mit einem relativ niedrigen Zinssatz verkauft und die Mittel verwendet, um eine andere Währung mit einem höheren Zinssatz zu kaufen. Bei dieser Strategie können Händler von der Zinssatzdifferenz zweier Länder profitieren. Schauen wir uns ein kurzes Beispiel an - ein Händler leiht sich japanische Yen mit einem Preis von fast 0%, wandelt sie in Dollar um und investiert sie in eine Einlage mit einer Verzinsung von 2%. In diesem Jahr würde er pro Jahr einem Gewinn von 2% machen, vorausgesetzt der Wechselkurs bleibt unverändert. Und was wäre, wenn Sie dies zusätzlich mit einem Hebel tun könnten? Ihre Kapitalrendite könnte noch höher ausfallen! Man sollte sich jedoch des großen Risikos bewusst sein, das mit dieser Strategie verbunden ist. Wenn der Dollar gegenüber dem Yen deutlich abwertet, könnte ein solcher Handel trotz eines positiven Zinsunterschieds zu einem Verlust führen. Zurückzuführen ist dies auf die Tatsache, dass Sie mehr Geld für den Yen zahlen müssten um den geliehenen Geldbetrag zurückgeben zu können. Außerdem kann bereits eine kleine Bewegung aufgrund der Hebelwirkung zu einem enormen Verlust führen. Auf der anderen Seite bedeutet das jedoch nicht, dass eine solche Strategie sich nicht lohnen würde. Mit einem angemessenen Ansatz könnten Sie nicht nur von der Zinsdifferenz profitieren, sondern auch von Wechselkursentwicklungen.

Anwendung in der Praxis #

Der Ausgangspunkt der Carry-Trade-Strategie ist eine Zinsdifferenz zwischen zwei Währungen. Auf dem Devisenmarkt versteckt sich das Konzept hinter dem geheimnisvollen Begriff “Swap”. Swaps entstehen, weil die Tagesgeldsätze für jede Währung unterschiedlich sind. Da Währungen immer paarweise gehandelt werden, müssen Sie sich immer eine Währung leihen, um eine andere zu kaufen. Daraus folgt, dass Sie Zinsen auf das Darlehen zahlen müssen, aber Sie erhalten auch Zinsen für die Währung, die Sie halten. Wenn der Unterschied zwischen dem, was Sie bezahlen und was Sie erhalten, positiv ist, haben Sie Anspruch auf einen Netto-Swap-Kredit. Wenn die Differenz negativ ist, d.h. wenn Sie mehr Zinsen zahlen als Sie erhalten, wird Ihr Konto mit dem entsprechenden Swap-Betrag belastet. Wie kann man prüfen, ob die Differenz für das gewählte Paar positiv ist? Gehen Sie in der xStation 5 einfach mit einem Doppelklick auf das entsprechende Währungspaar in der Marktübersicht (Terminal). Wie Sie sehen können, berechnet Ihnen die Ordermaske in der xStation 5 den Tageswert eines Swaps, dieser hängt letztendlich von Position und Handelsvolumen ab. In diesem Beispiel ergibt die Long-Position auf den AUDJPY ungefähr 1,5 Euro pro Tag für jedes gehandelte Lot. Sollten Sie die Positionen für ein Jahr nicht schließen, würden Sie allein aus dem Swap etwa 540 EUR erhalten. Wenn sich der Markt allerdings gegen Sie bewegt, wird Ihr Gewinn oder Verlust eine Differenz zwischen dem erwähnten Gewinn und einem Verlust aus den Wechselkursentwicklungen ergeben. Sollte das Währungspaar jedoch an Wert gewinnen, erhalten Sie einen zusätzlichen Gewinn. Nun haben Sie gesehen wie das „Carry Trading“ funktioniert und warum das Konzept vor allem eine langfristige Strategie ist. Je länger das Währungspaar mit einem Netto-Swap-Kredit in Ihrem Portfolio bleibt, desto größer der Gewinn.

Welche Regeln sind zu befolgen #

Das Beispiel des AUDJPY demonstriert, wie die Strategie in der Praxis funktioniert. Es gibt jedoch auch einige Regeln, die Sie befolgen sollten, um Ihren potenziellen Gewinn zu maximieren. Hier sind sie: Wählen Sie das Währungspaar mit der größten Zinssatzspanne Finde Sie ein Währungspaar, das einen langfristigen Trend ausbilden könnte Beurteilen Sie das Risiko und setzten Sie eine Stop-Loss-Order Behalten Sie den Trade sowie die Zinssatzveränderungen im Auge Während Regel eins und drei für einen fortgeschrittenen Trader ziemlich offensichtlich sind, braucht die zweite und vierte eine Erklärung. Wie bereits gesagt wurde, ist der Wechselkurs der größte Risikofaktor bei der Carry-Trade-Strategie. Wechselkursänderungen können nicht vermieden werden, aber Sie können ein Währungspaar wählen, das sich in Ihre Richtung bewegen könnte. Wichtig ist, dass es sich um einen langfristigen Trade handelt. Daher ist die Auswahl eines Währungspaares, das sich innerhalb eines langfristigen oder mittelfristigen Trends bewegt, eine Grundvoraussetzung. Betrachten wir ein weiteres kurzes Beispiel. Der USDMXN befindet sich seit Anfang 2017 in einem Abwärtstrend. Die erste Hälfte des Jahres brachte einen soliden Rückgang des Währungspaares mit sich und endete mit einer 5-stelligen Abwärtstrendbewegung. Darüber hinaus ist die Short-Position auf dem Instrument mit einem positiven Swap verbunden, sodass der Gewinn aus diesem Handel noch größer wäre. Der Markt entwickelt einen klaren Trend, der SAWP ist positiv – das Konzept des Carry Trades funktioniert perfekt.

Konjunktur #

Wir haben bereits gelernt, dass eine Marktwirtschaft durch Angebot und Nachfrage gesteuert wird. Dieser Punkt ist wichtig, denn wir müssen verstehen, dass es immer eine Angebots- und Nachfrageseite geben muss. Untersuchen wir den Einfluss der Konjunktur auf die Börsenkurse, kann uns diese Betrachtung extrem helfen. Ein Unternehmen kann höhere Preise nur dann durchsetzten, wenn auch eine stabile Nachfrage besteht. Steigen hingegen die Kosten auf der Seite des Erzeugers und kann er seine Preise nicht erhöhen, dann werden die Margen sinken und damit auch die Gewinne. Kunden können aber auch nur dann höhere Preise zahlen, wenn sie mehr Geld in der Tasche haben - meistens durch höhere Gehälter oder aber Senkung von Steuern. Ein Unternehmen wird aber auch nur dann investieren, wenn es entweder dadurch die eigenen Kosten senken kann oder aber neue/mehr Produkte produziert. Dieses Wechselspiel von mehr/weniger Angebot gegenüber mehr/weniger Nachfrage wird in der Wissenschaft in verschiede Phasen unterteilt. Diese unterscheiden sich in mehreren Punkten. Dazu zählen steigende/sinkende Preise (Inflation/Deflation), steigende/sinkende Löhne, steigende/sinkende Arbeitslosenzahlen und steigende/sinkende Investitionen. Und für die Börse relevant sind daraus folgend steigende/sinkende Zinsen, steigende/sinkende Rohstoffpreise und steigende/sinkende Aktienkurse. Da wir aber keine reine Marktwirtschaft haben, sondern in Europa eine soziale Marktwirtschaft, müssen wir die Steuerung durch Angebot und Nachfrage noch um zwei weitere Faktoren erweitern. Denn am Ende sind es Politik und Notenbanken, die den Kurs maßgeblich vorgeben.

Bruttoinlandsprodukt #

Um die Konjunktur zu quantifizieren wird in der Regel als Indikator das reale Bruttoinlandsprodukt verwendet. Das reale BIP gibt Auskunft über die Menge der produzierten bzw. verkauften Güter und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft unabhängig von Veränderungen der Preise. Das reale BIP berücksichtigt die Tatsache, dass sich nicht nur die Wertschöpfung von einer Periode zur nächsten Verändern kann, sondern das sich auch die Preise für die gehandelten Produkte von einer zur nächsten Periode verändern können. Im Gegensatz zum nominalen BIP wird das reale BIP durch den Vergleich des Werts aller verkauften Güter zu den Preisen eines Basisjahres berechnet.

Hierdurch wird die verzerrende Wirkung von Preisänderungen auf das BIP ausgeschaltet. Das reale BIP wird deshalb auch BIP zu konstanten Preisen genannt. Mit dem Bruttoinlandsprodukt hat man nun eine Zahl und kann deren Veränderung über die Zeit analysieren und damit Aussagen treffen, ob eine Wirtschaft wächst oder fällt. daher wir der Begriff der Konjunktur im allgemeinen Sprachgebrauch etwas unpräzise als Aufschwung bzw. Aufschwungphase verwendet. In der obigen Grafik können wir sehen, dass die Konjunktur eines Landes nicht immer gleich ist, sondern schwankt. Mal wächst die Wirtschaft, mal schwächt sie sich ab, wobei alle wichtigen gesamtwirtschaftlichen Größen wie z.B. Produktion, Beschäftigung und Preise untersucht werden. Dieses immer wieder folgende auf und ab bezeichnet man dann als Konjunkturzyklus. Den Zyklus wollen wir uns in einem nächsten Absatz ansehen. Jetzt betrachten wir erst einmal die verschiedenen Phasen eines Zykluslaufs. Die einzelnen Phasen eines Konjunkturlaufs lassen sich gut graphisch darstellen.

Aber warum schwankt die Konjunktur eigentlich? Wäre nicht ein kontinuierliches Wachstum möglich? Viele Wissenschaftler haben sich des Themas angenommen und Thesen, Ideen und Ratschläge publiziert. In einer freien Marktwirtschaft, die frei von staatlicher Regulierung ist und in der der Markt das Geschehen regelt, da wird es immer Höhen und Tiefen geben. Dieses Pendeln macht genau den freien Markt aus, indem er sich ständig selbst reguliert - mal mehr mal weniger. Viele vergessen oft, dass wir in Deutschland keine freie Marktwirtschaft haben; wir haben in Deutschland eine soziale Marktwirtschaft, in der der Staat sehr wohl eingreift. Ludwig Erhard hat das Ziel der sozialen Marktwirtschaft mit „Wohlstand für alle“ zusammengefasst. Hierbei greift der Staat schon frühzeitig ein und versucht die Ausschläge nach oben und unten gering zu halten, dafür aber ein gewisses kontinuierliches Wachstum zu erreichen.

Im Endeffekt führt das bei uns dazu, dass die Ausschläge nach unten, aber auch nach oben geringer sind und wir uns in einem bereits recht lange anhaltenden geglätteten Aufwärtsbewegung befinden. Daher ist die klassische Sinus-Kurve auch nicht immer so deutlich zu erkennen.

Betrachten wir die Daten des Bruttoinlandsprodukts für Deutschland im Zeitraum von 1970 bis 2018. Die Daten stammen von der Datenbank der Weltbank und sind in den beiden oberen Abbildungen gezeigt. In der ersten Graphik sehen wir die die jeweiligen prozentualen Veränderungen auf Jahresbasis und in der zweiten Graphik sehen wir die absoluten jährlichen Zahlen. In der zweiten Graphik haben wir uns bereits etwas dem idealisierten Bild genähert. Wir beobachten also dass es diese unterschiedlichen Phasen durchaus gibt, also wollen wir jetzt verstehen, woher diese Schwankungen genau kommen, und am Besten wie man sie frühzeitig erkennt um reagieren zu können. Wir sehen aber noch etwas (insbesondere in der ersten Graphik), denn die Länge der Phase mit negativem Wachstum sind deutlich kürzer als die Phase mit positivem Wachstum. Dieses Schema ist insbesondere in den USA sehr verbreitet. Dort dauerten die Aufschwünge zwischen 1945 und 2001 im Durchschnitt 57 Monate, die Abschwünge hingegen nur 10 Monate. Wie also reguliert der Markt denn jetzt die Kapazitätsauslastung und die Wirtschaftsleistung? Arthur Hanau prägte bereits 1927 in seiner agrarwissenschaftlichen Dissertation über Schweinepreise den Begriff „Schweine(preis)zyklus“, Dieser Zyklus bezeichnet genau die periodische Schwankung von Angebotsmenge und Marktpreis. Demzufolge eine Preissteigerung zunächst zu weiteren Investitionen und schließlich zu Überkapazitäten führt, wodurch die Marktpreise letztlich wieder gedrückt werden. Niedrigere Preise ziehen wiederum weniger Investitionen und den Abbau von Kapazität nach sich, wodurch das Angebot schrumpft und die Preise wieder steigen – der Zyklus beginnt von vorne. Übertragen wir diese Gedanken jetzt in das farbige Bild mit den vier Phasen. In der ersten Phase, hier Gelb, kommt es zu steigender Nachfrage und damit zur Ausweitung der Kapazitäten und Investitionen. Wir befinden uns in einer Phase der Ausweitung /Expansion der Wirtschaftsleistung. Wenn der Aufschwung an Dynamik gewinnt, also Preise und damit auch Löhne steigen, geht der Aufschwung in einen Boom über, hier Grün. Ein Boom kann und darf aber nicht endlos wachsen, denn eine Volkswirtschaft kommt früher oder später an eine Auslastungsgrenze. Die Wirtschaft kühlt sich ab und Überkapazitäten werden abgebaut. Es folgt der Abschwung, hier Orange, bis ein Niveau erreicht ist, von dem aus wieder Wachstum beginnt, hier Rot. Betrachten wir diese Gedanken im Folgenden etwas detaillierter.

Konjunkturphasen #

Verschiedene Forscher und Institutionen teilen die Konjunktur in mehrere Phasen. Verbreitet ist ein Zwei-Phasen-Schema, bei dem in einen Aufschwung und einen Abschwung eingeteilt wird. 1937 hat Gottfried Haberler als erster eine Systematik sowie einen Überblick über die ersten Konjunkturtheorien erstellt. Darauf basiert auch die folgende Klassifikation, bei der zwei Phasen und zwei Wendepunkte unterschieden werden: Aufschwung Gelb oberer Wendepunkt (Niedergang, Krise im technischen Sinn) Grün Niedergang (Depressionsphase, Kontraktion) Orange unterer Wendepunkt (Aufschwung, Wiederbelebung) Rot Aufschwung In der Phase der Expansion, dem Aufschwung, geht es bergauf mit der Wirtschaft. Wir kommen aus einer Phase der Schwäche, in der es kaum Investition gibt. Daher sind auch Kredite günstig und Zinsen gering. Diese Phase der niedrigen Zinsen führt zu den ersten Investitionen. Es kommt vor allem in den Schlüsselindustrien (Autoindustrie, Bauhauptgewerbe, Maschinenbau), aber oft auch in den anderen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft zu einem Anstieg der Zahl der Aufträge. Die Produktionskapazitäten erfahren hierdurch eine höhere Auslastung als es bislang der Fall war. Ebenso kommt es im Verlauf eines Aufschwungs zu einer sinkenden Zahl von Arbeitslosen, die Anzahl der Erwerbstätigen nimmt im Gegenzug zu. Preissteigerungen, die gering sind, sowie Zinsen, die steigen, sind ebenfalls Anzeichen eines Aufschwungs. Die Nachfrage nach Investitionen steigt und damit auch der Zins für Kredite. Eine Expansion gibt Auskunft darüber, dass sich die Wirtschaft eines Landes wieder auf einem aufsteigenden Ast befindet. Der Konjunktur geht es langsam wieder gut, nach einer Phase des Abschwungs, oder gar nach einer Depression. oberer Wendepunkt Zwei der wichtigsten Anzeichen eines Booms (Hochkonjunktur) sind die vollständige Auslastung der Produktionskapazitäten und die Vollbeschäftigung. Der Wirtschaft geht es hervorragend, die Arbeitslosigkeit ist rapide gesunken. In der Folge der Auslastung und dem hohen Grad an Beschäftigung kommt es zu einem Anstieg von Löhnen und Gehältern, in deren Folge dann auch die Preise steigen. Ebenso ziehen oftmals die Zinsen an, wenn eine Wirtschaft sich in der Phase der Hochkonjunktur befindet. Die Produktion wird so lange gesteigert, bis eine Überhitzung des Marktes eintritt – wenn also steigende Zinsen aufgrund erhöhter Kreditnachfrage und vermehrte Fehlinvestitionen aufgrund übermäßig optimistischer Erwartungen immer mehr Unternehmen Probleme bereiten. Man spricht hier von Marktsättigung. Von nun an nimmt das Bruttoinlandsprodukt zwar noch weiter zu, jedoch mit sinkenden Wachstumsraten. Die Phase des Abschwungs wurde eingeleitet. Abschwung Das Ende der Vollbeschäftigung ist eines der Anzeichen einer Rezession (Abschwungphase). Die Produktionskapazitäten waren in der Hochkonjunktur ausgelastet, im Abschwung wird die Produktion hingegen wieder zurückgefahren, da durch die Rezession die Nachfrage sinkt. Investitionen, die in den Phasen des Aufschwungs und des Booms gerne von den Unternehmen getätigt wurden, spielen keine Rolle mehr, sie werden zurückgefahren. Es kommt zu Entlassungen, da durch die geringere Auslastung der Produktion weniger Mitarbeiter benötigt werden als noch in der vorangehenden Phase der Hochkonjunktur (oder aber des Aufschwungs, wenn es keinen Boom gab). Zudem sinken die Preise und die Zinsen. In der Rezession geht es bergab mit einer Wirtschaft. Wie tief es nach unten geht, hängt unter anderem davon ab, wie der Staat und die Notenbank eingreifen. Davon hängt es ab, wie tief der Fall in der Phase des Abschwungs ist und ob darauf ein Konjunkturtief folgt, oder es nach Abklingen des Abschwungs direkt wieder in einen Aufschwung gehen kann. Steigert sich der Abschwung weiter oder kommt es zu einer anhaltenden Stagnation, spricht man von Depression. unterer Wendepunkt Die Depression (Konjunkturtief) ist eine Art der Bereinigung der Konjunktur eines Landes. Noch mehr als in der Rezession entlassen die Unternehmen Mitarbeiter, zahlreiche Betriebe müssen zudem Insolvenz anmelden. Die Nachfrage an Krediten sinkt, durch das Ausbleiben der Investitionen aus den Unternehmen wie auch durch das Ausbleiben der Aufnahme privater Kredite. Die Preise sinken, dennoch sinkt oft die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen weiter, weil die Verbraucher durch die Preissenkungen die Hoffnung haben, es ginge noch weiter runter mit den Preisen. Was zugleich ein Merkmal der Abschwungphase ist, aber in der Depression einen noch viel massiveren Verlauf haben kann, bis zum Stillstand der Nachfrage in vielen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft. Aber: auch ein Konjunkturtief dauert meist nur eine begrenzte Zeit an. Danach steigt die Nachfrage wieder, unter anderem, wenn die Bürger merken, dass die Preise nicht mehr weiter nach unten gehen. Durch die steigende Nachfrage kommt es langsam wieder zu einer Steigerung des Angebots, was wiederum nach einiger Zeit in die nächste Phase des Konjunkturzyklus führt, den Aufschwung. Die Nachfrage an Krediten sinkt, durch das Ausbleiben der Investitionen aus den Unternehmen wie auch durch das Ausbleiben der Aufnahme privater Kredite. Die Preise sinken, dennoch sinkt oft die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen weiter, weil die Verbraucher durch die Preissenkungen die Hoffnung haben, es ginge noch weiter runter mit den Preisen. Was zugleich ein Merkmal der Abschwungphase ist, aber in der Depression einen noch viel massiveren Verlauf haben kann, bis zum Stillstand der Nachfrage in vielen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft. Aber: auch ein Konjunkturtief dauert meist nur eine begrenzte Zeit an. Danach steigt die Nachfrage wieder, unter anderem, wenn die Bürger merken, dass die Preise nicht mehr weiter nach unten gehen. Durch die steigende Nachfrage kommt es langsam wieder zu einer Steigerung des Angebots, was wiederum nach einiger Zeit in die nächste Phase des Konjunkturzyklus führt, den Aufschwung

Zusammenfassung #

Wir haben jetzt verstanden, dass sich Volkswirtschaften dynamisch entwickeln und dass Phasen des Aufschwungs und des Abschwungs ganz normal sind und zu einer Konjunktur dazugehören. Des Weiteren haben wir gesehen, dass man Konjunktur an Hand des Bruttoinlandsprodukts messen kann und die einzelnen Konjunkturphase durch bestimme Zustände erkennen kann. Dies ist insbesondere wichtig, da dies auch immer einen psychologischer Aspekt beinhaltet.

Rezession #

Volkswirte und Aktionäre haben immer wieder großen Respekt, wenn nicht sogar Angst, vor der Phase der Abschwächung - Rezession. Wir wollen uns deshalb etwas intensiver mit dem Abschwung beschäftigen. Ganz unbegründet ist das nicht, denn es ist unklar wie lange dieser Abschwung anhält und wann der untere Wendepunkt erreicht ist. Der Begriff der Rezession ist zudem nicht einmal klar und einheitlich definiert. Zuerst einmal können wir festhalten: Rezession beschreibt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung eines Landes, also einer Volkswirtschaft. Für historische und geographische Vergleichbarkeit brauchen wir noch ein paar mehr Details, damit wir verschieden Phasen einer Volkswirtschaft oder auch verschiedene Länder miteinander vergleichen können. Dazu bedienen wir uns wieder des Bruttoinlandsprodukts und betrachten den Wert alle drei Monate. Aus diesem Quartalsergebnis errechnen die Statistiker auch die Abweichung zum Vorquartal oder zum Vergleichsquartal des Vorjahres. Damit können wir jetzt den Begriff etwas besser fassen. Eingebürgert hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch: Technische Rezession liegt vor, wenn das inflationsbereinigte Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber dem jeweiligen Vorquartal gesunken ist. In der Presse findet man häufig den Begriff der „technischen Rezession“, womit demnach nur dem statistischen Sachverhalt Rechnung getragen wird. Ob es zu einem nachhaltigen Abschwung kommt, ist damit noch nicht gesagt. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es vorkam, dass das BIP zwei Quartale in Folge gefallen ist, aber auf Jahressicht immer noch ein Wachstum vorlag. Hier kann man dann streiten, ob tatsächlich eine Rezession vorlag. In den USA beobachtet das Business Cycle Dating Committee des National Bureau of Economic Research die statistischen Daten über die Konjunkturentwicklung, wobei es indes nicht immer die gleichen Messgrößen verwendet. Je nach Datenqualität wird unterschiedlichen Indikatoren die Fähigkeit zugesprochen, das wirtschaftliche Aktivitätsniveau zutreffend abzubilden; so 2007/2008 insbesondere den Beschäftigungszahlen, die bei den Unternehmen erhoben wurden. Eine Rezessionsphase wird dabei bestimmt vom oberen Scheitelpunkt bis zum untersten.[8] Nach dem Kriterium des Sachverständigenrates liegt eine Rezession dann vor, wenn ein Rückgang der relativen Output-Lücke um mindestens zwei Drittel der jeweiligen Potenzialwachstumsrate mit einer aktuell negativen Output-Lücke einhergeht.[9] Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Österreich ist allein ein Rückgang der Wachstumsraten in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen (immer im Vergleich zur Vorjahresperiode) noch nicht als Rezession zu bezeichnen, sondern erst wenn zwei Quartale mit Negativwachstum vorliegen. Also erst eine schrumpfende Wirtschaft steckt in einer Rezession, nicht aber schon eine nur mehr noch leicht wachsende Wirtschaft. Egal welche Definition man nun benutzt, wir wissen erst von der Rezession, wenn sie bereits im Gang ist, denn die Indikatoren sind alle nachgelagert (eng „lagging indicators“). Es werden also Daten aus der Vergangenheit benutzt. Für das letzte Quartal des Jahres bekommen wir die Daten zum BIP zudem erst Mitte Februar des nächsten Jahres. Im schlimmsten Fall wissen wir also erst fast 8 Monate später, dass wir im letzten halben Jahr eine Rezession hatten. Man könnte jetzt noch einmal die einzelnen Merkmale der Rezession ansehen und auf die Arbeitslosenquote schauen. In Deutschland werden aber Unternehmen nicht gleich beim ersten Gegenwind ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen. Zum einen sind die Hürden recht hoch und zum anderen kostet das Einstellen und Einarbeiten von Personal auch immer Geld. Für kurzfristige und überschaubare Schwächephasen gibt es zu dem in Deutschland das Kurzarebitergeld. Also ist auch die Arbeitslosenquote erst signifikant gestiegen, wenn das Kind bereits im Brunnen liegt. Deshalb ist es für Investoren umso wichtiger eine Rezession frühzeitig zu erkennen. Die Wissenschaft mag ja zufrieden sein, wenn sie historische Daten auswerten kann, wir aber wollen rechtzeitig reagieren können. Betrachten wir also im nächsten Abschnitt die verschiedenen Möglichkeiten der Prognosen und Frühindikatoren.

Konjunkturprognosen #

Selbstverständlich ist es von allgemeinem Interesse, die Gefahr einer drohenden Rezession möglichst frühzeitig zu erkennen, um geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Im Gegensatz zur theoretischen Konjunkturtheorie beschäftigt sich diese Konjunkturanalyse empirisch mit den Wirtschaftsdaten. Zu den wichtigsten Konjunkturprognosen in Deutschland gehören das Sachverständigengutachten der “Fünf Weisen” (in der Regel Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre) im Herbst, der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung im Januar und zwei Mal im Jahr das Gutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Letzt genannte legen jeweils im Frühjahr und im Herbst ihre gemeinsame Prognose und ihre Empfehlungen für die Wirtschaftspolitik vor, das “Gutachten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung” für die Bundesregierung. Sie haben sich dazu in der Arbeitsgemeinschaft wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute mit Sitz in Berlin zusammengeschlossen: Dazu gehören neben dem HWWA das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) in München, das Hamburger Welt-Wirtschaftsarchiv (HWWA) und seit der Deutschen Einheit das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH).

Frühwarnindikatoren #

Negatives Wirtschaftswachstum, also eine Rezession, ist ein Umfeld, in dem es schwierig wird für Unternehmen noch Gewinnsteigerungen zu generieren. Diese sind aber meist notwendig, um weiter steigende Kurse zu rechtfertigen. Hilfreich wäre es also, wenn man Phase, in denen das BIP zurückgeht frühzeitig erkennt. Hierzu gibt es mittlerweile eine große Zahl an Indikatoren und Indizes, die uns helfen können die zukünftige Lage abschätzen zu können. Wichtig hierbei ist wie immer, dass es nicht den einen Indikator gibt, sondern das Gesamtbild ist entscheidend. Es finden sich recht viele Vorab-Indikatoren für eine drohende Rezession, man muss nur wissen, wo es hinzuschauen gilt. Keiner dieser Indikatoren bietet eine absolute Sicherheit, dass eine Volkswirtschaft in die Rezession abgleiten wird und in deren Schlepptau eine Baisse am Aktienmarkt ansteht. Aber wenn alle Indikatoren entsprechende Warnsignale generieren, sollte man zumindest äußerst vorsichtig werden.

Im Folgenden wollen wir uns einige etwas genauer ansehen:

  • Verbraucherpreisindizes
  • Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte
  • Einfuhrpreise
  • Einkaufsmanagerindizes
  • ZEW-Index
  • ifo-Geschäftsklimaindex
  • US-Verbrauchervertrauen

wichtige Indikatoren

  • Arbeitsmarktdaten
  • BIP/wirtschaftswachstum
  • ifo Geschäftsklima
  • ISM Manufacturing Index
  • Einkaufsmanagerindices

Verbraucherpreisindizes messen die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Darunter fallen zum Beispiel Nahrungsmittel, andere Konsumgüter, Wohnungsmieten, Strom, Kraftstoffe und Dienstleistungen. Anhand der Entwicklung der Verbraucherpreise wird die Inflation, definiert als ein dauerhaft hoher Anstieg des Preisniveaus, bestimmt. Die gemessene prozentuale Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vorjahr („Inflationsrate“) ist die statistische Basis für die Beurteilung des Vorliegens von Preisstabilität im Euroraum. Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte (im Inlandsabsatz) misst die durchschnittliche Preisentwicklung von Rohstoffen und Industrieerzeugnissen, die in Deutschland hergestellt und im Inland verkauft werden. Dazu zählen z. B. Mineralölprodukte, Metalle, chemische Grundstoffe und Nahrungsmittel. Die Produzenten dieser Güter gehören zum Verarbeitenden Gewerbe, zur Energie- und Wasserwirtschaft sowie zum Bergbau. (englisch PPI) Diese gelten als Vorläufer für die Entwicklung der allgemeinen Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Methodische Hinweise: Der Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte misst die Entwicklung der Preise für die im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland erzeugten und im Inland verkauften Produkte. Berücksichtigt werden dabei alle Steuern und Abgaben auf die Produkte außer der Mehrwertsteuer. Er stellt damit die Preisveränderungen in einer frühen Phase des Wirtschaftsprozesses dar. Erhebungsstichtag ist jeweils der 15. des Berichtsmonats.

Die Einfuhrpreise messen die durchschnittliche Entwicklung der Preise aller Waren, die zwischen dem Ausland und Deutschland gehandelt werden. Entsprechend ihrer Bedeutung für die Einfuhren werden die Preise beispielsweise für Erdöl, Mineralölerzeugnisse, sonstige Rohstoffe und Getreide sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile, Maschinen und chemische Erzeugnisse zusammengewogen.

Einkaufsmanager-Index (EMI) verarbeitendes Gewerbe #

Sehr wichtig als frühe Indikation für eine herannahende Rezession sind die Einkaufsmanagerindizes. Die Einkaufsmanager der Unternehmen erkennen an der Zunahme bzw. am Rückgang der Bestellmengen als erste, wie sich die Lage im Unternehmen ganz aktuell entwickelt. Wenn sich in diesen Indizes eine Toppbildung etabliert, wird es Zeit, genau hinzusehen. Grundsätzlich würden diese Indizes erst dann bärisch, wenn die Marke von 50 unterboten würde, denn dann wäre die Zahl der Einkaufsmanager, die mit Blick auf die kommenden Monate einen Rückgang erwarten größer als die Zahl derer, die von weiterem Wachstum im eigenen Unternehmen ausgehen. Aber bei Werten unter 50 ist die Lage meist schon sehr negativ, daher sollte man hier bereits im Fall eines auffälligeren Abwärts-Schwenks hellhörig werden.

Übrigens sind auch Daten zum Auftragseingang in der Industrie interessante Indikatoren, nur werden die immer mit bis zu zwei Monaten Zeitverzug veröffentlicht, während die Einkaufsmanagerindizes die Statements aus den letzten zwei, drei Wochen beinhalten und daher weit aktueller sind. Und mit den Indikatoren so nahe wie möglich am aktuellen Stand der Dinge zu sein, ist entscheidend, um zeitgerecht reagieren zu können.

Der Index basiert auf einer Befragung von 400 Industrieunternehmen in Deutschland. Er setzt sich aus den Indikatoren Produktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Lagerbestand zusammen. Ein Wert von 50 wird als neutral, ein Wert von über 50 Punkten als eine steigende und ein Wert von unter 50 Punkten als eine rückläufige Industrieproduktion angesehen. Je größer die Abweichung von 50 Punkten, desto größer die Veränderung. — Deutschlands Einkaufsmanagerindex (EMI) für das verarbeitende Gewerbe misst die Lage in der Industrie. An den Finanzmärkten gilt diese Befragung von Einkaufsleitern und Firmenchefs als einer der einflussreichsten Wirtschaftsindikatoren, weil sie die Wirtschaftsentwicklung eines Landes zu einem frühen Zeitpunkt aus mehreren Winkeln abbildet. Der Index enthält Informationen zur Geschäfts-, Beschäftigungs-, Auftrags-, Lagerbestands- und Preisentwicklung in der Industrie. Die Daten zur Entwicklung des Einkaufsmanagerindex (EMI) in Deutschland werden monatlich erhoben und am dritten Werktag nach dem Berichtsmonat veröffentlicht. Es werden Fragebögen an die Einkaufsmanager und Firmenchefs geschickt. Je größer das Unternehmen ist und je mehr es zum BIP beiträgt, desto stärker ist dessen Einfluss auf den Indexwert. Indexwerte über 50 signalisieren eine positive Geschäftsentwicklung der Dienstleister im Vergleich zum Vormonat, während bei einem Fall unter 50 mit einer negativen Geschäftsentwicklung zu rechnen ist. Wenn der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe höher als erwartet ausfällt, führt das auf den Devisenmärkten in der Regel zu einem steigenden Kurs des Euros (EUR). Umgekehrt sinkt der Kurs des Euros (EUR), wenn die Analystenschätzungen deutlich verfehlt werden. — ISM-Einkaufsmanagerindex in den USA als Vorbild Wie so oft schreibt die Geschichte ihren Anfang in den Vereinigten Staaten. 1931 wurde hier zum ersten Mal der Purchasing Managers Index (damals noch unter anderem Namen) erhoben und im „Report on Business“ veröffentlicht. Seither hat sich der Index als einer der wichtigsten Frühindikatoren in den USA etabliert und ist im Laufe der Zeit auch nach Europa und Asien übernommen worden. Daher orientiert sich der Großteil nationaler Einkaufsmanagerindizes an dem amerikanischen Konjunkturbarometer. Herausgeber in den USA ist bis heute das Institute for Supply Management (ISM).

Seit 1998 veröffentlicht das ISM auch einen Einkaufsmanagerindex für das nicht verarbeitende Gewerbe. Drei Tage nach dem Industrieindex werden die Zahlen offengelegt. Stärken des Einkaufsmanagerindexes Einkaufsmanagerindizes beweisen häufig ihre Kraft der Vorhersage, weil sie auf aktuellen Zahlen und betrieblichen Fakten basieren, nicht auf subjektiven Prognosen zum Beispiel von Ökonomen oder Bankanalysten. In Deutschland ergänzt der EMI weitere wichtige Indizes zur konjunkturellen Entwicklung, die ihren Schwerpunkt an anderer Stelle setzen. Namhaft sind hier unter anderem der Ifo-Geschäftsklimaindex sowie der GfK-Konsumklimaindex. Der EMI trägt also zu einem breiten Angebot an wirtschaftlichen Berichten und Prognosen bei. Der Ifo-Geschäftsklimaindex beruht auf einer größeren Zahl befragter Unternehmen, ist aber stärker von subjektiven Erwartungen für die Branche und die Gesamtwirtschaft geprägt.

Schwächen und Kritik am Einkaufsmanagerindex Das Ausmaß der Veränderung der Variablen wird nicht abgefragt, sondern nur die Richtung. Dadurch kann es zu übertriebenen Schwüngen des Indexes nach oben oder unten kommen. Aufgrund der nachlassenden Bedeutung der Industrie ist zunehmend fraglich, inwiefern sich von deren Entwicklung verlässlich auf die Entwicklung der Gesamtwirtschaft schließen lässt. Gleiches gilt für den Einkaufsmanagerindex im Dienstleistungssektor. Einfluss des Einkaufsmanagerindexes auf die Finanzmärkte Fällt der Einkaufsmanagerindex besser oder schlechter aus, als es Analysten erwarten, wirkt es sich auch auf die Devisenmärkte aus. Beispielsweise steigen die Euro-Kurse eher, wenn der EMI im gemeinsamen Währungsraum Wachstum signalisiert. Normalerweise folgen auch die Anleger am Aktienmarkt diesem Signal. Damit zählt der US-Einkaufsmanagerindex zu den wichtigsten Konjunkturindikatoren für die Aktienmärkte in den USA und in Europa.

Sind die Lagerbestände der Industrie knapp, die Beschäftigung ist jedoch ausgelastet, deutet das häufig auf eine erhöhte Nachfrage hin. Für Anleger zeichnet sich in dem Fall ein potenzielles Branchenwachstum ab, was auf steigende Kurse deutet. Dies kann dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren zu finden. Anleger sollten sich jedoch nicht nur auf einen Index verlassen, sondern auch weitere Informationsquellen nutzen.

ZEW-Index / ifo-Geschäftsklimaindex #

Sehr aktuell und zugleich aussagekräftig sind hierzulande der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen und der ifo-Geschäftsklimaindex. Der ZEW-Index bildet die konjunkturellen Erwartungen von zahlreichen vom ZEW-Institut monatlich befragten Experten aus der Finanzindustrie ab. Levels unter null bedeuten, dass man mehrheitlich von einer Abwärtsbewegung der Wirtschaft ausgeht. Was nicht zwingend in eine Rezession führen muss, aber es ist ein markantes Warnsignal. Bereits kräftige Schwenks nach unten sind hier ein guter Grund, um vorsichtig zu werden!

Für den ifo-Geschäftsklimaindex werden um die 7.000 deutsche Unternehmen nach ihrer Einschätzung der aktuellen Lage einerseits und der Entwicklung in den kommenden Monaten andererseits befragt. Der Mittelwert aus beiden Befragungen ist der hier abgebildete, monatlich veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex. Hier gilt die Regel, dass drei Monate nacheinander fallende Werte bereits eine spürbare Verschlechterung der Lage in den deutschen Unternehmen bedeutet. Aber hier sollte man auch im Vorfeld auf „verdächtige“ Toppbildungen achten, die sich nach unten auflösen.

Bedeutsam sind diese beiden Indizes aus zwei Gründen: Zum einen werden hier Personen befragt, die hautnah am Geschehen sind. Zum anderen laufen die Antworten auf die Umfragen in einem Zeitraum von nur wenigen Wochen ein und spiegeln daher ein weitaus aktuelleres Bild wieder als Konjunkturdaten zu Industrieproduktion, Arbeitsmarkt oder BIP, die, wie eingangs erwähnt, bereits „uralt“ sind, wenn sie auf den Tisch kommen.

Verbrauchervertrauen #

Auch das Verhalten und die Stimmungslage der Verbraucher liefert eine interessante Indikation, kann oft ein Warnhinweis sein, während man in den Medien noch ewiges Wachstum feiert und jedwede Gefahren vom Tisch wischt. So fällt in der langjährigen Betrachtung auf, dass das US-Verbrauchervertrauen sehr engmaschig zum US-Aktienmarkt läuft. Wenn sich die Stimmung der US-Konsumenten über mehrere Monate hinweg eintrübt, ist Vorsicht angezeigt. Was auch nachvollziehbar ist. Immerhin ist der Konsum das Rückgrat der Wirtschaft. Ein Rückgang des Konsums würde also relativ schnell auf die Gewinne der Unternehmen drücken. Aber auch die sogenannte „Sparquote“ ist immer mal wieder einen Blick wert, hier haben wir im Folgenden die Sparquote in Deutschland abgebildet, wozu es vierteljährlich Daten gibt: Wenn die Verbraucher beginnen, sukzessiv mehr Geld auf die Seite zu legen, zeugt das von Misstrauen gegenüber den Wachstumsperspektiven oder der Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes. Oft hat man als Anleger nicht den unmittelbaren Blick dafür, wie die Bürger insgesamt die Lage sehen, obwohl gerade das ja entscheidend dafür ist, ob das Wachstum vorhält oder aber versiegt, weil die Verbraucher auf die Konsumbremse treten. Mit der Sparquote erhält man da einen hoch interessanten Einblick.

US-Verbrauchervertrauen (University of Michigan) #

Die University of Michigan befragt bei der Ermittlung des Verbraucherpreisindex seit 1978 allmonatlich mindestens 500 Haushalte. Dabei gibt der Index Auskunft über die Einschätzung der Verbraucher sowohl der momentanen als auch der zukünftigen Erwartungen. Ein schrumpfendes Verbrauchervertrauen gilt als Vorzeichen für schwächere Konsumausgaben. Die University of Michigan führt diesbezüglich allmonatlich eine telefonische Umfrage von mindestens 500 Konsumenten durch. Dabei werden jeden einzelnen Monat 40 Prozent ein darauffolgendes Mal befragt, während weitere 60 Prozent neue Haushalte hinzukommen. Die Konsumenten liefern Antworten auf mehr als 50 Fragen zu den Bereichen der momentanen finanziellen Situation des eigenen Haushaltes sowie in Hinblick auf den Zeitraum von einem Jahr. Zudem beurteilen die Befragten die Erwartung des wirtschaftliche Klimas in einem sowie innerhalb der nächsten fünf Jahre. Des Weiteren werden Fragen zum eigenen Kaufverhalten gestellt. Die Einschätzung der momentanen Situation und der Zukunftserwartungen werden letztlich mit 40% zu 60% gewichtet. Vorläufige Daten werden um die Monatsmitte bekannt gegeben, während die endgültigen Daten am letzten Freitag des Monats geliefert werden. Der private Konsum nimmt in den USA mehr als zwei drittel des Bruttoinlandsproduktes ein. Die Daten zum US-Verbrauchervertrauen geben als Stimmungsbarometer einen Hinweis auf künftiges Kaufverhalten.

Ausnahmen und Abweichungen vom Konjunkturzyklus #

Eine Volkswirtschaft ist nichts Starres, und die verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus laufen deshalb mitunter nicht so ab, wie es die Theorie vorgibt. Ein solcher Zyklus kann Abweichungen nach oben, nach unten und in jedwede andere Richtung haben. So müssen beispielsweise niedrige Zinsen nicht zugleich auf eine Rezession oder gar Depression hinweisen, sondern können mit einem Aufschwung einhergehen, anstatt die Wirtschaft nach unten zu drücken. Steigende Preise müssen nicht gleichzeitig bedeuten, dass es bergauf geht mit der Konjunktur sowie fallende Preise (siehe beispielsweise den Ölpreis oder die Entwicklung der Preise in Deutschland in den Jahren 2014 und 2015) nicht immer gleichzeitig auf eine Rezession hindeuten müssen. Letztlich werden die einzelnen Phasen des Konjunkturzyklus von immer mehr Punkten bestimmt. Die Welt ist inzwischen längst eine andere geworden als sie es zu jener Zeit war, in welcher die großen Wirtschaftstheorien entstanden sind. Heutzutage spielen viele andere Faktoren mit, und der Zyklus ist nichts Starres, sondern wird von vielen verschiedenen Dingen beeinflusst. Dies wird vor allem dann spürbar, wenn Konjunkturprognosen getroffen werden, wie es in den Jahren der Finanzkrise der Fall war und für Deutschland schon eine Rezession vorhergesagt wurde, die Volkswirtschaft unseres Landes dann aber einen ganz anderen Weg ging. Statt im Abschwung oder gar der Depression, bewegte sich die Volkswirtschaft in einem Aufschwung und teilweise sogar in einem Boom. Die Prognosen der großen Institute waren damit nichts als Makulatur, die Konjunktur folgte ihrem ganz eigenen Weg, abseits jeglicher negativer Vorhersagen. Viele verschiedene Faktoren bestimmen den Verlauf der Konjunktur Ein Konjunkturzyklus folgt nicht immer starr dem Verlauf, welchen die Wirtschaftstheorie für ihn vorsieht. Der Verlauf von Volkswirtschaften wird von immer mehr Faktoren bestimmt, welche auf positive oder negative Art Einfluss nehmen. Dazu kommt, siehe auch den entsprechenden Punkt unten, die Psychologie der Menschen eines Landes, der Verbraucher und der in Unternehmen führenden Personen. Diese haben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Konjunktur. Dies hat sich in Deutschland beispielsweise sehr stark gezeigt, als es im Herbst 2008 zum Höhepunkt der Finanzkrise kam, und davon auszugehen war, dass es auch hierzulande zu einem Einbruch der Wirtschaft kommen würde. Jedoch dem war nicht so. Die Menschen reagierten nicht auf die Krisenstimmung und legten ihr Geld unter die Matratze. Sie gingen einen gegenteiligen Weg und konsumierten mit Freude weiter. Die Binnenwirtschaft in Deutschland hatte und hat damit einen großen Anteil am Aufschwung, während es in anderen Ländern stetig bergab ging.

WIE HÄNGEN BÖRSE UND KONJUNKTUR ZUSAMMEN? Die Börse spiegelt die Konjunktur nicht immer vollständig wieder. Allerdings lässt sich eine sehr enge Korrelation beobachten, die nur selten deutlich durchbrochen wird. Auch in den verschiedenen Konjunkturphasen ist das Börsengeschehen eines der typischen Merkmale, sodass sich die Aktienmärkte sehr eng an der Konjunktur orientieren. Einer der wichtigsten Gründe ist hierbei natürlich auch die Tatsache, dass sowohl bei den Aktienkursen als auch bei der Konjunktur mitbestimmend ist, wie optimistisch die Anleger, Investoren und Konsumenten sind. Schon alleine deswegen wirken ähnliche Faktoren auf Konjunktur und Börse und verknüpft die Wirkung miteinander. Tatsächlich ist die Börse der Konjunktur häufig sogar zwei Schritte voraus. Es lässt sich empirisch untermauern, dass die Aktienmärkte weit früher reagieren. So hat Hans-Jörg Naumer, Leiter der Investor-Information beim Deutschen Investment-Trust in einer Studie die Veränderungsrate der Aktienmärkte um zwei Quartale nach vorne verschoben. Auf diese Weise verhalten sich Börse und Steigerung des BIPs ausgesprochen ähnlich, auch wenn es durchaus zu leichten Zeitverzögerungen und stärkeren Bewegungen kommen kann. WANN IST DER BESTE EINSTIEG IN DEN AKTIENMARKT? Viele Aktionäre kennen den Tipp, dass die Geldanlage schon vor dem Ende einer Rezession optimal ist. Der Hintergedanke ist, dass der Aktienmarkt die Unternehmensgewinne bereits vor dem Aufschwung vorwegnehmen würde. Aus der zeitlichen Verzögerung ergibt sich, dass der optimale Einstieg in den Handel mit Aktien hinsichtlich der allgemeinen Markttendenzen bereits ein halbes Jahr vor einem Aufschwung beginnt. Dies ist zwar eine interessante Beobachtung, allerdings ist sie gerade für Privatanleger nur bedingt geeignet. Nur weil Aktienkurse zeitweilig zulegen, bedeutet dies nicht, dass die Konjunktur sich tatsächlich erholt und die Wertpapiere demzufolge weiter an Wert gewinnen. Allein aus der Korrelation zwischen Wachstum der Volkswirtschaft und der Börse lässt sich also nicht ableiten, wann ein guter Einstiegszeitpunkt wäre. Das Problem hierbei ist, dass die Börse die Aufwärtsphase bereits vor der Konjunktur beginnt und Prognosen deswegen mit Unsicherheiten behaftet sind. Zudem sind Aktionäre meistens selbst bei Erholungszeichen der Konjunktur skeptisch. Es ist immerhin zu befürchten, dass die Notenbanken die Zinsens wieder anheben, sodass auch eine Erhöhung der Inflationsrate droht. Wie groß dieses Problem ist, hängt natürlich auch von den geldpolitischen Maßnahmen und der so erzielten Preisstabilität zusammen. WIE HÄNGEN ROHSTOFFE UND KONJUNKTURZYKLUS ZUSAMMEN? Wer in Rohstoffe investieren möchte, sollte den Konjunkturzyklus ebenfalls im Auge behalten. Allerdings muss hierfür die Weltkonjunktur beachtet werden und nicht nationale Stimmung als entscheidend gelten. Lediglich die USA und China wirken sich hier deutlicher aus. Da die Rohstoffpreise vor allem von Angebot und Nachfrage bestimmt werden, ist es natürlich auch die Konjunktur, die über die Nachfrage die Preise bestimmt. Doch auch das Angebot wird zumindest teilweise durch die Konjunktion mitgeprägt. Auch dieses kann durch vermehrte Investitionen wachsen, was dann den in der Rezession bekannten Preisverfall bewirken kann. Wie sich der Konjunkturzyklus auf die einzelnen Rohstoffpreise auswirkt, hängt jedoch ebenfalls vom Rohstoff ab. Häufig verhalten sich die Rohstoffe jedoch ähnlich. Erforscht ist die Zusammenwirkungen von Rohstoff und Konjunktur vor allem am Rohöl. So konnten James D. Hamilton (1983) feststellen, dass sieben der acht von ihm untersuchten US-amerikanischen Rezessionen ein erheblicher Ölpreisanstieg vorausging. Umgekehrt werden niedrige Rohölpreise aufgrund ihrer Bedeutung für Industrie und Transport ebenfalls häufig als konjunkturfördernd bezeichnet. Allerdings soll die Senkung des Ölpreises nicht im gleichen Maße positiv wirken, wie die Erhöhung negativ auf die Märkte wirkt. Auch hier ergibt sich für die Anleger allerdings ein wesentliches Problem: Ein Anstieg des Rohstoffpreises geht einer Rezession voraus, nicht umgekehrt. Grundsätzlich gilt jedoch, dass Rohstoffpreise vor allem im Rahmen der Hochkonjunktur zulegen. DIE SECHS STADIEN DES INTERMARKET-ZYKLUS John Murphy hat die Zyklen des Intermarket hinsichtlich Aktien-, Bond und Rohstoffmärkten betrachtet und dabei sechs idealtypische Zyklen der drei Märkte gefunden. Daraus lässt sich ableiten, wann eine Investition in welchen Markt sinnvoll sein kann. Allerdings kann es durchaus zu Abweichungen kommen. • Stadium 1: Bonds drehen nach oben und Zinsen fallen – Aktien und Rohstoffe fallen • Stadium 2: Aktien steigen – Rohstoffe fallen, Bonds steigen • Stadium 3: Rohstoffpreise steigen – Alle drei Märkte steigen • Stadium 4: Bonds drehen nach unten und Zinsen steigen – Aktien und Rohstoffe steigen • Stadium 5: Aktienkurse fallen – Bonds fallen, Rohstoffe steigen • Stadium 6: Rohstoffpreise steigen – alle drei Märkte fallen STRATEGIEN NACH KONJUNKTURZYKLUS Lazard Asset Management hat in einer Studie überprüft, wie sinnvoll es ist, die Konjunkturphasen in die Anlageentscheidung einfließen zu lassen. Dabei haben sie den Konjunkturzyklus in vier unterschiedliche Phasen mit bestimmten Merkmalen eingeteilt: • Abschwung und Tiefstand • Tiefstand und Aufschwung • Hochkonjunktur • Abschwung In den ersten beiden Konjunkturphasen entwickeln sich Aktien in der Regel am Besten, in den letzten beiden hingegen Rohstoffe. Allerdings betrachteten sie zusätzlich noch das Risiko über die Sharpe-Ratio. Wird auch diese miteinbezogen, sind Anleihen in der ersten Phase aufgrund des hohen Risikos der Aktienanlage im Vorteil. Im Anschluss daran simulierten sie mit der Hilfe von Daten aus der Vergangenheit die Rendite der bei der Investition in Aktien, Rohstoffen und festverzinslichen Wertpapieren in der jeweils optimalen Phase. Als Ergebnis konnte sie eine jährliche Rendite zwischen 16,0 % (risikoadjustiert) und 16,5 % (renditeadjustiert) erzielen. Die Volatilität betrug 0,17 (0,19), Sharpe Ratio 0,86 (0,8) und das Maximum Drawdown 18,5 % (26,5 %). Allerdings hat die Strategie einen entscheidenden Haken für Privatanleger: Aufgrund der häufigen Umschichtungen, die bis zu viermal jährlich notwendig werden, müssten Anleger nicht nur einen zu hohen Zeitaufwand in Kaufnehmen, der sich für Privatanleger kaum rechnen dürfte, sondern auch die Rendite verringert sich aufgrund der Transaktionsgebühren deutlich. FAZIT: Welche Anlageklasse am renditeträchtigsten ist, hängt auch vom Konjunkturzyklus ab. Viele Studien weisen darauf hin, dass Aktien und Anleihen vor und während des Aufschwungs sind Aktien und Anleihen am besten geeignet sind und danach von Rohstoffen abgelöst werden. Problematisch ist allerdings, den Übergang zuverlässig zu erkennen, um kein zu großes Risiko einzugehen. Zudem erhöhen sich dadurch die Transaktionskosten deutlich, was die Rendite wiederum deutlich schmälern kann.

Welche Anlageklasse ist wann attraktiv? Anlageentscheidungen orientieren sich idealtypisch am Wirtschafts- und Inflationstrend. Plastisch kann man sie als Investmentuhr darstellen, die anhand der vier Phasen des Konjunkturzyklus angeben, zu welcher „Uhrzeit“ welche Anlageklasse zu favorisieren ist.

In der Aufschwungphase wird eine noch schwache Wirtschaft bei niedriger Inflation typischerweise durch eine freizügige Geldpolitik dynamisiert. Zwischen „9 und 12 Uhr“ avancieren Aktien in Vorfreude auf bessere Konjunkturzeiten verbunden mit einem schwachen Anlagezinsumfeld zur attraktivsten Anlageklasse.

In der Boom-Phase zwischen „12 und 3 Uhr“ erreicht die Konjunktur ihren Höhepunkt mit deutlich ansteigenden Unternehmensgewinnen. Aufgrund dieser verbesserten Fundamentalqualitäten bleiben Aktien das bevorzugte Investment.

Mit zunehmender Inflation straffen anschließend die Notenbanken ihre Geldpolitik, was die Abschwungphase einleitet. Wegen steigender Kurzfristzinsen ist zwischen „3 und 6 Uhr“ die Zeit für kurzfristige Geldanlagen wie Festgelder gekommen.

Soweit die Anlage-Theorie. Praktisch findet jedoch ein Strukturbruch statt: Da die Notenbanken die aktuelle Inflation als nur transitorisch einschätzen und dem Risiko einer Strohfeuer-ähnlichen, nur auf Basiseffekten beruhenden Konjunkturerholung entgegenwirken, fällt die an sich fällige geldpolitische Straffung aus. Nicht zuletzt wollen Fed, EZB & Co. das Schuldenmanagement und die Finanzierung der Modernisierung der Wirtschaft gewährleisten.

Insofern lassen die Notenbanken die Rezessionsphase zwischen „6 und 9 Uhr“ erst recht nicht zu, in der Inflation deutlich nachgibt und die Renditen von Staatsanleihen sinken bzw. ihre Kurse steigen.

Vor diesem Hintergrund bewegt sich die Anlage-Uhr nur in den zins- und gewinngetriebenen Phasen. Liquiditäts- und Fundamentalhausse ergänzen sich. Wir haben es mit einer „Standuhr“ pro Aktien zu tun.

Bei Inflation:

Wie sollte man nun sein Portfolio ausrichten? Nebst der effektiven Inflationszahlen interessiert Inverstoren häufig, wie das eigene Portfolio bei steigender Inflation oder fallender Inflation optimiert werden kann. Auch wenn die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Garantie für künftige Renditen ist, halten wir es dennoch für sinnvoll, die Entwicklung verschiedener Anlageklassen und Sektoren historisch zu vergleichen. Dazu wird im Folgenden zwischen drei «Graden» der Inflation unterschieden.* Zeiten mit niedriger Inflation. Wir zählen dazu ein Umfeld mit Preisanstiegen in den USA von unter drei Prozent. Zeiten mit hoher Inflation. Die Preise steigen in den USA zwischen drei und sechs Prozent. Zeiten mit sehr hoher Inflation. Das US-Preiswachstum übersteigt sechs Prozent.

  • Um in allen Märkten eine einheitliche Trennlinie ziehen zu können, klassieren wir die Inflationsgrade entlang der US-Inflation. Die Kalkulation der Renditen weiter unten basiert auf gobalen Finanzmarktdaten.

Renditen im Vergleich: Performance seit 1973 Die folgenden Grafiken ermöglichen es Ihnen, Inflationseffekte in einem Umfeld von niedriger, hoher und extremer Inflation nacheinander im Slider zu vergleichen.

Steigende Inflation: Renditen von Assetklassen

In Zeiten steigender, aber niedriger Inflation waren Aktien und Rohstoffe die beste Wahl, während Bargeld die am wenigsten attraktive Option war. In Zeiten steigender, hoher Inflation waren Anleger in der Vergangenheit gut beraten, in Rohstoffe und Gold zu investieren, aber auch Aktien brachten positive Erträge. Schliesslich legt die Analyse nahe, dass Gold der einzige Zufluchtsort zu sein scheint, wenn die Inflation ausser Kontrolle gerät (das heisst über sechs Prozent), während Aktien und Anleihen mit längerer Laufzeit negative Renditen erzielen.

Quelle: Global Financial Data, Refinitiv Datastream, Vontobel.Hinweis: Für Emerging-Markets-Anleihen in Landes- und Hartwährung sind keine Daten für Zeiten steigender, sehr hoher Inflation verfügbar. Dasselbe gilt für hochverzinsliche Anleihen.

Steigende Inflation: Sektoren mit Renditen

Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel. In Zeiten niedriger Inflation erzielte der Technologiesektor die höchsten Renditen, während die defensiven Sektoren (Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen, Versorger) am schlechtesten abschnitten. In einem Umfeld steigender, hoher Inflation schnitten Rohstoffsektoren am besten und Finanzwerte am schlechtesten ab. Rohstoffbezogene Sektoren hatten auch die Oberhand, als die Inflation auf über sechs Prozent anstieg, während konsumbezogene Sektoren und die Technologiebranche am wenigsten attraktiv waren.

Sinkende Inflation: Rendite von Assetklassen

Die Grafik zeigt, dass in einem Umfeld tiefer, fallender Inflation Aktien am besten und Rohstoffe am schlechtesten abgeschnitten haben. In einem Umfeld hoher, aber fallender Inflation rentierten Anlagen mit langer Duration am besten und Rohstoffe sowie Schwellenländeranleihen in lokaler Währung am schlechtesten. In einem Umfeld, in dem die Inflation von sehr hohen Niveaus zurückgingen, schnitten Bargeld, Anleihen und Aktien am besten ab, während die Anleger gut beraten waren, sich von Gold fernzuhalten. Quelle: Global Financial Data, Refinitiv Datastream, Vontobel. Hinweis: Für Emerging-Markets-Anleihen in Landes- und Hartwährung sind keine Daten für Zeiten steigender, sehr hoher Inflation verfügbar. Dasselbe gilt für hochverzinsliche Anleihen.

Sinkende Inflation: Sektoren mit Renditen

Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter schnitten in Zeiten sinkender und niedriger Inflation am besten ab, während der Energiesektor zwar zu kämpfen hatte, aber immer noch positiv war. In Zeiten hoher, aber rückläufiger Inflation profitierten defensive Werte und Finanzwerte am meisten und Grundstoffe am wenigsten. Zeiten sehr hoher, aber sinkender Inflation waren für konsumnahe Sektoren sehr gut, für rohstoffnahe Sektoren weniger gut, wie Sie der Grafik unten entnehmen können. Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel.

Fazit: Erkenntnisse aus Anlegersicht Die wichtigsten fünf Punkte bei steigender Inflation: Inflation kann sehr wohl «match­entscheidend» sein, insbesondere wenn sie sehr hoch ist (das heisst über sechs Prozent). Rohstoffe sind in der Vergangenheit ihrem Ruf als Inflations­ab­sicherung gerecht geworden. Während die Anlage­klasse in normalen Zeiten unter­durch­schnittlich rentiert, schneidet sie in Zeiten steigender Inflation am zuverlässigsten ab. Die Analyse zeigt auch, dass Gold in Zeiten über­schiessender Inflation die beste Ab­sicherung gewesen ist. Die Analyse impliziert, dass Anleger in Zeiten steigender Preise nicht unbedingt vor Aktien zurück­schrecken sollten. Aktien konnten dem Preis­druck meist standhalten, selbst in Zeiten steigender und hoher Inflation. Historisch be­trachtet hätten Anleger das Engagement in Aktien nur bei sehr hoher Inflation reduzieren sollen. Auch wenn Aktien die meiste Zeit gut performt haben, ist ein selektiver Ansatz, der zu den eigenen Inflations­erwartungen passt, nach wie vor entscheidend. Dies gilt insbe­sondere aus Sektor­perspektive. Die wichtigsten fünf Punkte bei sinkender Inflation: Die Märkte scheinen ein solches Umfeld zu mögen – in der Vergangen­heit haben die meisten Anlage­klassen gut abge­schnitten, einschliesslich Bargeld, Anleihen und Aktien. Die Höhe der Inflation scheint weniger relevant zu sein, wenn sie fällt, als wenn sie steigt (in obiger Analyse schnitten Anleihen und Aktien nur geringfügig besser ab, wenn die Inflation fiel, aber über drei Prozent lag). Wenig überraschend: Rohstoffe haben bei sinkender Inflation eher zu kämpfen. Das Gleiche gilt für andere Inflations­absicherungen, wie beispiels­weise Gold. Der Schweizer Franken hat in Zeiten hoher, aber sinkender Inflation gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren – er ist in einem solchen Umfeld also nicht der «place to be». Aktien-Anleger sollten auch in Zeiten sinkender Inflation selektiv vorgehen. Defensive Sektoren haben sich in Zeiten sinkender Inflation in der Vergangenheit besser entwickelt. Ausserdem haben Finanzwerte gut abge­schnitten, während roh­stoff­bezogene Sektoren gemieden werden sollten. Gewinner und Verlierer in einem inflationären Umfeld Wer hat am meisten unter steigenden Preisen zu leiden? Zuerst einmal Sparer, da höhere Preise den realen Wert ihrer Ersparnisse verringern. Betroffen sind auch Arbeitnehmende, die an feste Lohn­verträge gebunden sind, oder Kreditgeber wie Banken, die feste Zins­zahlungen für ihr Geld vereinbart haben. Nicht zu vergessen Importeure, deren gehandelte Waren in der Regel teurer werden, wenn die Landes­währung mit einer höheren (inländischen) Inflationsrate gegenüber Währungen mit geringerer Inflation an Wert verliert. Andere profitieren von höheren Preisen In der Regel sin dies alle, die Schulden mit einer nominell festen Zins­zahlung haben, wie verschuldete Regierungen, Unternehmen und Haushalte. Unternehmen mit einer hohen Schuldenlast profitieren in der Regel ebenfalls. Denn ein inflationäres Umfeld ermöglicht es ihnen oft, die höheren Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Das «zusätzliche Geld», das dabei entsteht, kann dann zur Tilgung ausstehender Schulden verwendet werden. Zudem können auch Privatpersonen, die in so genannte Inflationsabsicherungen (Sachwerte wie Immobilien, Rohstoffe oder Gold) investiert haben, profitieren, wenn der Wert ihrer Anlagen steigt. Inflation / Deflation Wenn sich die Wirtschaft erholt, die Konjunktur also anzieht, steigt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Die Folge: Die Unternehmen weiten ihre Produktion aus und stellen mehr Menschen ein, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Gleichzeitig sind im Zuge eines Konjunkturaufschwungs viele Kunden bereit, mehr Geld auszugeben. Denn: Durch die Neueinstellungen der Unternehmen haben im Schnitt mehr Menschen mehr Geld zur Verfügung, auch können die Arbeitnehmer leichter mehr Gehalt fordern. Diese höhere Zahlungsbereitschaft wiederum macht es – gemeinsam mit der angezogenen Nachfrage nach Waren – für die Unternehmen leicht, höhere Preise durchzudrücken. In der Konsequenz nimmt die Teuerung zu, die Inflation zieht an, das Geld verliert schneller an Wert. Die Inflation gibt also im Finanzsektor an, um welchen Prozentsatz sich das Preisniveau verschiedener Bereiche einer Volkswirtschaft im Zeitverlauf ändert. Da man bei einer Preissteigerung von einer Teuerung spricht, hat sich auch der Begriff der Teuerungsrate eingebürgert. Der Begriff “Inflation” an sich stammt vom lateinischen Wort “inflatio” ab, welches ins Deutsche übersetzt “aufblähen” bedeutet. Die Inflation an sich hat immer einen positiven Wert. Sinkt ihr Wert unter Null, spricht man von Deflation, ist ihr Wert gleich Null, spricht man von Preisstabilität oder Nullinflation: Hat die Inflationsrate einen Wert größer 0, spricht man von Inflation – die Preise steigen. Hat die Inflationsrate einen Wert kleiner 0, spricht man von Deflation – die Preise sinken. Hat die Inflationsrate einen Wert von 0, spricht man von Preisstabilität. Bei Inflation sinkt der Geldwert, die Kaufkraft des Geldes nimmt ab. Ein Beispiel: Ein Paar Schuhe kosten heute 100 Euro. Bei einer Inflationsrate von 5 Prozent muss man dafür in einem Jahr 105 Euro bezahlen, in 5 Jahren schon rund 128 Euro. Je höher die Inflationsrate, desto dramatischer sind diese Folgen. Empfänger von Gehältern, Renten und Sozialleistungen sind besonders betroffen. Denn diese Einkommen bleiben auch bei Inflation zunächst einmal gleich. Das führt dazu, dass sich die Menschen von ihrem Geld wegen steigender Preise immer weniger leisten können. Hohe Inflation ist auch nachteilig für Sparer. Ihre Geldanlagen verlieren zusehends an Kaufkraft. Das betrifft zum Beispiel die Altersvorsorge: Ein über viele Jahre angespartes Geldvermögen reicht dann unter Umständen nicht mehr aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. In Deutschland begann zum Beispiel während des Ersten Weltkriegs eine Inflation: Die Reichsbank stellte dem Staat mehr Geld zur Verfügung, um ihm über Finanzierungsschwierigkeiten hinwegzuhelfen. Damit stieg die in Umlauf befindliche Geldmenge an, was den Wert des Geldes sinken und die Preise steigen ließ. Das verursachte 1923 schließlich eine extreme Geldentwertung. Die Einführung der Übergangswährung Rentenmark stoppte diese Hyperinflation. Im August 1924 wurde dann die Reichsmark eingeführt. Ursachen einer Inflation Es gibt verschiedene Ursachen für Inflationen. Eine Angebotsinflation zeichnet sich dadurch aus, dass Preise von Produktionsfaktoren wie Rohstoffen oder Lohn- und Lohnnebenkosten steigen. Das macht den Herstellungsprozess vieler Güter teurer. Deshalb erhöhen Unternehmen die Preise für ihre Produkte und geben so die Mehrkosten an die Konsumenten weiter. Infolgedessen sinkt die Kaufkraft über einen gewissen Zeitraum. Denn Konsumenten erhalten für ihr Geld weniger als zuvor und schieben zum Beispiel kostspielige Investitionen auf. Hierbei kann auch importierte Inflation eine Rolle spielen. Eine importierte Inflation ist, wie der Name vermuten lässt, nicht durch die Wirtschaft im eigenen Land bedingt. Ursache kann beispielsweise ein Preisanstieg bei importierten Rohstoffen sein – wie während der Ölkrise 1973. Zu dieser Zeit vervierfachte sich weltweit der Preis für Rohöl. Bei einer Nachfrageinflation entsteht eine Preissteigerung, weil Konsumenten häufiger nach bestimmten Gütern oder Dienstleistungen verlangen. Übersteigt aber die Nachfrage das Angebot und herrscht gleichzeitig Vollbeschäftigung – was bedeutet, dass Unternehmen die erhöhte Nachfrage nicht durch Produktionssteigerung befriedigen können – steigen die Verbraucherpreise. Dies geschieht vor allem in Hochkonjunkturphasen. Wie lässt sich Inflation messen? Der Verbraucherpreisindex misst monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland für Konsumzwecke kaufen. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat bzw. zum Vorjahr wird als Teuerungsrate oder als Inflationsrate bezeichnet. Beim Berechnen des Verbraucherpreisindex bzw. der Inflationsrate verwenden wir einen “Warenkorb”, der 650 Güterarten umfasst und sämtliche von privaten Haushalten in Deutschland gekauften Waren und Dienstleistungen repräsentiert. Mit welchen Gewichten diese Güterarten in den Gesamtindex einfließen, ist im Wägungsschema festgehalten.

Ökonominnen und Ökonomen unterscheiden oft zwischen der «Gesamtinflation» und der «Kerninflation». Erstere enthält auch Ausgaben für volatile Posten wie Lebensmittel und Energie. Die Kerninflation hingegen klammert diese kurzfristigen Einflüsse aus und wird als Indikator für die zugrunde liegende, langfristige Inflation betrachtet. Neben der groben Unterscheidung zwischen Gesamt- und Kerninflation berücksichtigen Investmentexperten auch verschiedene Preisindex-Arten, um die Auswirkungen einer Inflation abschätzen zu können. Hier die drei wichtigsten im Vergleich, die vor allem im Kontext der US-Wirtschaft relevant sind: CPI — KonsumentenpreisindexDer CPI (Consumer Price Index, deutsch Konsumentenpreisindex oder KPI) gibt die durchschnittliche Preisänderung wieder, die Verbraucher im Laufe der Zeit für einen vorher festgelegten Korb von Verbrauchsgütern und Dienstleistungen zahlen. Steuern wie Einkommens- oder Sozialversicherungssteuern sind jedoch ausgeschlossen, da sie nicht direkt mit dem Kauf von Waren und Dienstleistungen in Zusammenhang stehen. PCE — Index der persönlichen KonsumausgabenWährend der CPI häufiger in der Presse thematisiert wird, ist der PCE (Personal Consumption Expenditures) der Index, auf den die US-Federal Reserve achtet. Der PCE berücksichtigt im Gegensatz zum CPI auch laufend* Substitionseffekte. Wenn also zum Beispiel Benzin teurer wird, steigen möglicherweise mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr um. Diese Substitutionseffekte sind der Grund, warum der CPI in der Regel etwas höher ist als der PCE.* Der CPI wird je nach Land nur alle ein bis zwei Jahre angepasst.

PPI — ErzeugerpreisindexDer PPI (Producer Price Index, deutsch Erzeugerpreisindex) bildet die Inflation aus Sicht der Produzenten ab, während sich der CPI «nur» auf Waren und Dienstleistungen konzentriert, die für den Konsum der Haushalte gekauft werden. Deshalb betrachten manche den PPI als Frühindikator für den CPI. Der Grund dafür ist, dass höhere Inputpreise die Produzenten dazu zwingen, diese an die Verbraucher weiterzugeben. Dies sollte zu einem Anstieg des CPI führen.

Was ist Deflation? Deflation ist das Gegenteil von Inflation. Sie hat ebenfalls Folgen für die Wirtschaft. Bei der Deflation handelt es sich um einen anhaltenden Rückgang des Preisniveaus. Dieses kann zum Beispiel sinken, weil sich die im Umlauf befindliche Geldmenge verringert oder das gesamtwirtschaftliche Angebot die gesamtwirtschaftliche Nachfrage übersteigt. Durch das ständige Senken von Preisen können mittel- und langfristig Löhne sinken und die Arbeitslosigkeit steigen. Auf diese Weise verringert sich die Wirtschaftsleistung im Land. Zwar können sich die Menschen bei durchschnittlich sinkenden Preisen mehr kaufen, aber sie verschieben Anschaffungen auch, denn in naher Zukunft werden Produkte wohl noch günstiger sein. Die Unternehmen machen weniger Gewinn, mitunter sogar Verlust – manche müssen deshalb sogar Mitarbeiter entlassen. Diese können sich dann weniger leisten und der Druck auf die Preise nimmt weiter zu. Eine gefährliche Abwärtsspirale entsteht: Gewinne und Steuereinnahmen schrumpfen, die Belastungen durch Schulden und hohe Ausgaben für Sozialleistungen nehmen zu, und es wird weniger investiert. Exkurs: Inflation - Lehren aus der Geschichte Die mög­li­chen Fol­gen von In­fla­ti­on zei­gen, wie wich­tig es ist, dass der Wert des Gel­des sta­bil bleibt. Das deut­sche Reich hatte wäh­rend und nach den bei­den Welt­krie­gen Er­fah­run­gen mit Hy­per­in­fla­ti­on und ver­deck­ter In­fla­ti­on ge­macht. In West­deutsch­land waren die 70er Jah­ren eine Phase mit ver­gleichs­wei­se hohen In­fla­ti­ons­ra­ten. In­fla­ti­on und Hy­per­in­fla­ti­on in Deutsch­land 1914-23 In den Mo­na­ten der Hy­per­in­fla­ti­on des Jah­res 1923 sank der Wert der deut­schen Wäh­rung so schnell, dass vie­ler­orts die Löhne täg­lich aus­ge­zahlt wur­den. Mit Tüten und Rei­se­ta­schen hol­ten die Men­schen die Schei­ne ab und dräng­ten in die Ge­schäf­te, um das Geld mög­lichst schnell gegen Waren ein­zu­tau­schen. Da die Mark fast jeden Tag ra­pi­de an Wert ver­lor, er­höh­ten die Händ­ler lau­fend ihre Prei­se. Viele von ihnen tausch­ten Waren und Dienst­leis­tun­gen nur noch gegen Le­bens­mit­tel und Kohle oder schlos­sen ihre Ge­schäf­te ganz. Es kam zu so­zia­len Span­nun­gen. Die In­fla­ti­ons­po­li­tik be­gann mit dem Kriegs­aus­bruch 1914: Reichs­bank­no­ten wur­den nicht mehr in Gold ein­ge­löst, die Bank­no­ten konn­ten nun statt durch Gold auch durch Staats­schuld­pa­pie­re ge­deckt wer­den. An­statt die Kriegs­kos­ten durch hö­he­re Steu­ern zu fi­nan­zie­ren, ver­schul­de­te sich der Staat bei der Be­völ­ke­rung, und in zu­neh­men­dem Maß bei Reichs­bank, die im Ge­gen­zug immer mehr Bank­no­ten in Um­lauf brach­te. Bei Kriegs­en­de 1918 stand die deut­sche Re­gie­rung vor enor­men fi­nan­zi­el­len Pro­ble­men: Zu den Kriegs­schul­den im In­land in Form der aus­ge­ge­be­nen Kriegs­an­lei­hen kamen sehr hohe So­zi­al­aus­ga­ben, um das po­li­tisch, so­zi­al und wirt­schaft­lich zer­rüt­te­te deut­sche Reich zu sta­bi­li­sie­ren. Au­ßer­dem for­der­ten die Sie­ger­mäch­te hohe Re­pa­ra­tio­nen. Die Re­gie­rung nahm immer mehr Kre­dit bei der Reichs­bank auf, die Reichs­bank gab immer mehr Geld in Um­lauf, ohne dass das Gü­ter­an­ge­bot in Deutsch­land im glei­chen Maße ge­wach­sen wäre. Die Folge waren mas­siv stei­gen­de Prei­se. Als die ga­lop­pie­ren­de In­fla­ti­on 1923 zur Hy­per­in­fla­ti­on wurde, ver­lor das Geld seine Funk­ti­on als all­ge­mei­nes Zah­lungs- und Wert­auf­be­wah­rungs­mit­tel. Die Re­gie­rung lei­te­te eine Wäh­rungs­re­form ein; im No­vem­ber 1923 wurde die Mark von der Ren­ten­mark ab­ge­löst. Die In­fla­ti­on ent­wer­te­te prak­tisch voll­stän­dig alle Geld­schul­den und Geld­ver­mö­gen, die auf Mark ge­lau­tet hat­ten. Am meis­ten pro­fi­tier­te davon der Staat: Die ge­sam­ten deut­schen Kriegs­schul­den in Höhe von 154 Mil­li­ar­den Mark be­lie­fen sich am Tag der Ein­füh­rung der Ren­ten­mark auf ge­ra­de ein­mal 15,4 Pfen­ni­ge. Ver­deck­te In­fla­ti­on in Deutsch­land 1936-48 Im Zwei­ten Welt­krieg wurde die Kriegs­füh­rung durch die Staats­ver­schul­dung bei der No­ten­bank und eine damit ein­her­ge­hen­de star­ke Geld­men­gen­aus­wei­tung fi­nan­ziert. Preis­stopps, Lohn­fest­set­zun­gen, Ra­tio­nie­run­gen und Be­zugs­schei­ne ver­hin­der­ten, dass die In­fla­ti­on sicht­bar wurde. Trotz­dem mün­de­te die mas­si­ve Geld­ent­wer­tung 1948 in eine Wäh­rungs­re­form, bei der die D-Mark ein­ge­führt und im Ver­hält­nis 1 zu 10 gegen Reichs­mark ein­ge­tauscht wurde. Spa­rer und Be­sit­zer von Geld­ver­mö­gen sahen sich zu einem guten Teil ent­eig­net. Die welt­wei­te In­fla­ti­on der 70er und 80er Jahre Von An­fang der 70er bis Mitte der 80er Jahre be­weg­te sich die In­fla­ti­on in sämt­li­chen In­dus­trie­län­dern auf hohem Ni­veau. Dies hatte meh­re­re Ur­sa­chen: Be­reits Mitte der 60er Jahre ver­such­te die US-No­ten­bank mit einer Nied­rig­zins­po­li­tik das US-Haus­halts­de­fi­zit, das durch die Kos­ten des Viet­nam­kriegs und um­fas­sen­de So­zi­al­re­for­men zu­neh­mend an­ge­stie­gen war, zu fi­nan­zie­ren und die in der Re­zes­si­on ste­cken­de Wirt­schaft zu sti­mu­lie­ren. Die da­durch aus­ge­lös­te hohe Nach­fra­ge nach Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen, führ­te zu stei­gen­den Löh­nen und Ver­brau­cher­prei­sen. Zudem lie­ßen zwi­schen 1973 und 1981, ins­be­son­de­re in den bei­den Öl­kri­sen 1973/74 und 1979/80, zahl­rei­che Preis­schocks bei Öl und Nah­rungs­mit­teln die In­fla­ti­ons­ra­ten immer wie­der nach oben schnel­len. Auf­grund stei­gen­der In­fla­ti­ons­er­war­tun­gen und hoher Lohn­for­de­run­gen der Ge­werk­schaf­ten führ­ten die ein­zel­nen Schocks zu einer an­hal­ten­den In­fla­ti­on. Dar­über hin­aus ver­folg­ten die Re­gie­run­gen der In­dus­trie­staa­ten zu die­ser Zeit ehr­gei­zi­ge Be­schäf­ti­gungs­zie­le, wes­halb die Geld­po­li­tik wäh­rend der ge­sam­ten 70er Jahre ins­be­son­de­re in den USA ex­pan­siv aus­ge­rich­tet blieb. Bis zum end­gül­ti­gen Zu­sam­men­bruch des Bretton-Woods-Sys­tems im März 1973 war der Wech­sel­kurs der D-Mark an den US-Dol­lar ge­kop­pelt. Die Bun­des­bank war ver­pflich­tet den Wech­sel­kurs zu ver­tei­di­gen und damit der lo­cke­ren Geld­po­li­tik der US-No­ten­bank mehr oder we­ni­ger zu fol­gen. An­ders als in den USA wurde der In­fla­ti­ons­schub in Folge des ers­ten Öl­preis­schocks im Herbst 1973 in Deutsch­land re­la­tiv schnell durch eine re­strik­ti­ve Geld­po­li­tik, d.h. durch hö­he­re Zin­sen und eine Ver­knap­pung der Geld­men­ge ge­stoppt. Dies ver­hin­der­te einen wei­te­ren An­stieg der In­fla­ti­ons­ra­te in den zwei­stel­li­gen Be­reich. Exkurs: Stagflation Das Wort “Stagflation” setzt sich aus den Begriffen “Stagnation” und “Inflation” zusammen und beschreibt ebenjene Verbindung zweier wirtschaftlicher Phänomene: Bei einer Stagflation geht ein sehr geringes oder abnehmendes Wirtschaftswachstum (Stagnation) einher mit steigenden Preisen (Inflation). Teilweise ist auch dann von einer Stagflation die Rede, wenn trotz Wachstum die Arbeitslosigkeit und Preise parallel steigen. Besonders ist eine Stagflation, weil eine hohe Inflation im Regelfall die Begleiterscheinung eines wirtschaftlichen Aufschwungs sowie sinkender Arbeitslosigkeit ist. Dass indes die Inflation anzieht, während die Wirtschaftsleistung stagniert, ist ungewöhnlich, ein solches Zusammenwirken tritt sehr selten auf. In den westlichen Industrienationen kam es bis jetzt erst einmal zu einer langanhaltenden Stagflation (siehe unten). Zeichen, die auf eine Phase der Stagflation hindeuten: Steigende Preise: Die Inflationsrate lag im Oktober oberhalb von 4,5 Prozent. Aufs gesamte Jahr gerechnet, geht das Ifo-Institut von durchschnittlich 3 Prozent Inflation aus. Auch kommendes Jahr erwarten die Ökonomen eine Rate von bis zu 2,5 Prozent. Besonders Energie ist hier Preistreiber, Erdgas ist so teuer wie nie zuvor. Lieferengpässe: Besonders die Autoindustrie klagt seit Monaten über den Mangel an Halbleitern. BMW, Volkswagen und Daimler mussten gar ihre Produktion zeitweise herunterfahren und Beschäftigte in die Kurzarbeit schicken. Fraglich ist, wie lange der Materialmangel anhält – und wie deutlich sie den Aufschwung hemmt. Corona-Krise: Die Pandemie ist noch nicht vorbei, im Gegenteil. Besonders in Ländern wie China könnten weitere Corona-Ausbrüche die Lieferketten stark durcheinanderbringen und den Materialmangel verschärfen – vor allem, weil die Sorge vor der neu entdeckten Omikron-Variante groß ist. Was gegen eine Phase der Stagflation spricht: Corona-Sondereffekte als Preistreiber: Viele Experten erklären die aktuelle Inflation in Deutschland vor allem damit, dass ein Sondereffekt der Corona-Krise die Preise antreibt. Gemeint ist damit vor allem die Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr, die es Händlern erlaubte, die Preise abzusenken. Die Folge jetzt: Im Jahresvergleich wirkt die Inflationsrate “aufgebläht”. Niedrige Arbeitslosigkeit: Der Arbeitsmarkt lässt die Corona-Krise langsam hinter sich. Im Oktober 2021 waren rund 2,3 Millionen Menschen ohne Job, heißt es seitens der Bundesagentur für Arbeit. Besonders durch die Kurzarbeit kam der deutsche Arbeitsmarkt gut durch die Krise – so konnten laut Experten Millionen Jobs gerettet werden. Keine Pleitewelle: Eine befürchtete Insolvenzwelle blieb bislang aus. Diese hätte für die deutsche Wirtschaft und die Beschäftigung drastische Folgen – und würde durch eine Stagflation noch verschärft. Auch im September zeichnete sich zunächst nur ein leichter Wiederanstieg der Unternehmensinsolvenzen ab. Massenhafte Pleiten gibt es nicht. Wie entsteht eine Stagflation genau? In Deutschland und vielen anderen Industriestaaten kam es erstmals in den 1970er-Jahren zu einer echten Stagflation. Auch der Begriff entstand erst in dieser Zeit. Auslöser der damaligen Stagflation war unter anderem, dass das Ölförderkartell Opec die Rohölförderung verknappte, was den Ölpreis in die Höhe schießen ließ. Zwischen 1973 und 1975 verdoppelte sich der Preis. Ausschlaggebend war also ein sogenannter Angebotsschock, ein extremer Preisanstieg auf der Angebotsseite, bei jenen Unternehmen, die Güter herstellen oder eine Dienstleistung anbieten. Da es sich in den 1970er-Jahren um die Ölförderfirmen handelte, ist auch von einem Ölpreisschock die Rede. Die Folge damals: Die Energiepreise auf der Welt stiegen deutlich an. Die Firmen, die jetzt mehr für den Betrieb ihrer Fabriken zahlen mussten, gaben die höheren Produktionskosten an die Verbraucher weiter, was die Inflation hochtrieb. Eine gefährliche Spirale setzte sich in Gang: Da die Preise gestiegen waren, sank die Nachfrage. Deshalb wiederum fuhren die Firmen ihre Produktion zurück und entließen Mitarbeiter, um ihre Kosten zu senken. Dazu kam: Gewerkschaften setzten wegen der gestiegenen Preise deutlich höhere Löhne durch. Das trieb wiederum die Preise nach oben, sodass eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit und sinkendem Wirtschaftswachstum entstand. Darum ist eine Stagflation gefährlich Anhand der Geschichte wird deutlich, warum viele Ökonomen eine Stagflation für so gefährlich halten: Je mehr die Preise steigen, desto schwächer wächst die Wirtschaft und desto mehr Menschen werden arbeitslos – und es ist extrem schwer, diesem Kreislauf zu entkommen. Die Stagflationsphase der 1970er-Jahre zog sich knapp acht Jahre bis in die 1980er-Jahre hinein.

Das größte Problem dabei: Die Notenbanken befinden sich bei einer Stagflation in einer Zwickmühle. Erhöhen sie die Zinsen – in der Regel probates Mittel, um die Inflation zu bekämpfen –, schadet das der Wirtschaftserholung. Denn Kredite für Unternehmen werden dadurch plötzlich sehr teuer. Auch Staaten, die hohe Schulden haben, würde eine Zinsanhebung empfindlich treffen. Belässt die Zentralbank die Zinsen aber auf niedrigem Niveau, steigt die Inflation weiter. Dennoch gibt es einige Ideen, wie Notenbanken und Staaten reagieren können (siehe nächster Abschnitt). Wie kann man einer Stagflation entkommen? Um zu verstehen, wie eine Volkswirtschaft einer Stagflation entkommen kann, braucht es einen tieferen Blick in die Theorie. Dabei kommt zunächst die sogenannte erweiterte Phillipps-Kurve ins Spiel. Sie zeigt, verkürzt gesagt, dass bei steigender Inflation die Arbeitslosigkeit im Regelfall sinkt. In der Fachsprache nennt man eine solche Abhängigkeit auch einen Zielkonflikt (“trade-off”). Denn die meisten Menschen wünschen sich, dass die Preise stabil bleiben und die Arbeitslosigkeit nicht steigt. Lösen lässt sich dieser Zielkonflikt jedoch nur unter stabilen Inflationserwartungen. Das heißt: Die Arbeitnehmer müssen glauben, dass die Teuerungsrate in der Zukunft ungefähr gleich bleibt – und sie deshalb nicht übermäßig hohe Gehaltszuwächse fordern, die zu Entlassungen führen können. Bei einer Stagflation jedoch funktioniert das nicht. Die Inflationserwartungen sind dann nicht mehr stabil. Vielmehr erwarten Firmen und Verbraucher, dass die Preise künftig weiter überproportional steigen. In der Folge stellen Unternehmen weniger Menschen ein, um die gestiegenen Lohn- und Materialkosten zu senken. Hinzu kommt, dass bei anziehenden Preisen die Nachfrage zurückgeht – nicht zuletzt auch, weil mehr Menschen ihren Job verlieren. Die gefährliche Spirale der Stagflation dreht sich weiter. Wie aber lässt sich das Problem der Stagflation nun lösen? Ökonomen setzen in der Theorie vor allem bei ebenjener Inflationserwartung an. Diese müssen laut Experten stabilisiert werden oder zurückgehen. In der Praxis heißt das: Es braucht vertrauenswürdige Zentralbanken. Wenn die Europäische Zentralbank mit ihrer Geldpolitik glaubhaft macht, dass die Preise künftig nicht weiter drastisch steigen, sie die Inflation bekämpft, stellen Firmen bestenfalls auch wieder mehr Menschen ein. Die Arbeitslosigkeit ginge zurück, die Nachfrage würde anziehen. Für diesen Weg ist auch IfW-Ökonom Stefan Kooths (siehe oben). Nicht nur Leitzins: Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank Fakt ist: Notenbanken müssen, weil sie in der im obigen Abschnitt beschriebenen Zwickmühle stecken, extrem vorsichtig agieren, um etwa der Wirtschaft nicht mit höheren Zinsen zu schaden. Fraglich ist ohnehin, ob allein die Zentralbanken das Problem lösen können. Einige Ökonomen setzen daher zudem auf eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik: Der Staat sollte es den Unternehmen leichter machen und ihre Kosten senken. Das Ziel sollte sein, das Angebot zu erhöhen und ihre Produktion auszuweiten. Was indes nicht bei einer Stagflation hilft, ist laut ökonomischer Theorie eine Nachfragesteuerung. Das meint, dass die Nachfrage durch staatliche Maßnahmen angekurbelt wird. Das würde nämlich die Preise weiter treiben.

Was heißt eine Stagflation für Verbraucher? Eine Stagflation spüren Verbraucher recht schnell, und das nicht nur im Geldbeutel. t-online gibt einen Überblick zu den möglichen Konsequenzen: Steigende Preise: Das Hauptsymptom einer Stagflation. Durch die hohe Inflation wird Ihr Geld de facto weniger wert. Denn Sie können sich für das gleiche Geld weniger leisten als vorher. Waren sind Mangelware: Weil die Preise steigen, kann es gut sein, dass bestimmte Produkte nicht mehr produziert werden – oder erst später ankommen. In den 70er-Jahren waren Öl und Sprit sehr teuer. Damals gab es Sonntage, an denen Menschen nicht privat Auto fahren durften. Höhere Arbeitslosigkeit: Wenn Firmen ihre Produktion zurückfahren, wollen sie Kosten sparen. Früher oder später kann das auch zulasten der Mitarbeiter gehen. Besonders, wenn es keine Instrumente wie Kurzarbeit gibt, streichen Unternehmen schnell Jobs oder stellen keine neuen Leute mehr ein.

Was heißt eine Stagflation für Anleger und Sparer? Das hängt davon ab, ob Sie Ihr Geld investiert haben – oder es als Sparer momentan lediglich zur Seite legen. Auch auf die genaue Anlageklasse kommt es an. Fest steht: Während einer Stagflation gelten viele gängige Wirtschaftsregeln nicht mehr, für Anleger und Sparer ist es deshalb schwer, ihr Geld zusammenzuhalten. Ein Überblick: Girokonto: Durch die steigende Inflation werden die Ersparnisse auf dem Konto aufgefressen. Zudem gilt: Die Zinsen sind bei einer Stagflation wie in den 1970er-Jahren niedrig. Das Geld auf dem Girokonto zu lassen, ist also bei einer Stagflation fatal. Aktien: Als sicherer bei steigenden Preisen gelten Aktien. Denn hier steht ein realer Wert dahinter: Mit Aktien kaufen Sie einen Anteil an einem Unternehmen. Steigen die Preise, wächst für gewöhnlich auch der Wert des Unternehmens und mit ihm der Aktienkurs. Lesen Sie hier mehr dazu. Allerdings kann es gut sein, dass die Aktienkurse sinken, wenn das Wirtschaftswachstum nur schwach ausfällt. Aktien können bei einer Stagflation also nur bedingt helfen. Gold: In unsicheren Zeiten flüchten Anleger gerne in sichere Anlagen wie Gold. Das gilt auch bei der Stagflation. Denn hier steht ein realer Wert dahinter – Gold gilt als Krisenwährung. Aber der Goldpreis schwankt auch stark. Sie können also auch schnell Ihr Geld verlieren. Lesen Sie hier, was Sie bei der Anlage in Gold beachten sollten. Anleihen: Anleihen sind bei einer Stagflation kaum geeignet. Die hohe Inflation frisst die niedrige Rendite von Anleihen auf. Wollen Sie auf höhere Renditen setzen, geht damit auch ein Bonitätsrisiko einher. In einer Wirtschaftskrise steigt das weiter. Denn es ist gut möglich, dass Unternehmen oder Staaten plötzlich ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. Lesen Sie hier mehr dazu. Immobilien: Eigentlich gelten Immobilien als sicheres Investment bei Inflation. Doch bei einer Stagflation gilt das nicht mehr. Denn durch die stagnierende Wirtschaft, ist es schwerer, eine Immobilien zu einem guten Preis zu verkaufen. Exkurs: Rezessionen

Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg (Februar 1945 bis Oktober 1945) Dieser Abschwung wurde hauptsächlich durch einen deutlichen Rückgang der Staatsausgaben und des BIP (der um 11% zurückging) verursacht, als die USA von einer Kriegswirtschaft, die sich auf die Herstellung von Lieferungen für den Zweiten Weltkrieg konzentrierte, zu einer Friedenswirtschaft übergingen, die sich auf die Schaffung ziviler Arbeitsplätze für zurückkehrende Veteranen konzentrierte . Die Rezession dauerte nur acht Monate, da das Land die Prioritäten im verarbeitenden Gewerbe verlagerte und die Arbeitslosenquote bei nur 1,9% lag. Ein Jahr später verabschiedete der Kongress das Beschäftigungsgesetz von 1946, das die Bundesregierung für die Aufrechterhaltung eines stabilen Beschäftigungsniveaus und einer stabilen Preisinflation verantwortlich machte. Einbruch nach dem Zweiten Weltkrieg (November 1948 bis Oktober 1949) Nach dem Krieg gab es eine achtmonatige Rezession (siehe unten), aber die wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich aus dem Ende des Zweiten Weltkriegs ergaben, holten die US-Wirtschaft im letzten Abschnitt der 1940er Jahre erneut ein. Diese elfmonatige Rezession, in der das BIP des Landes um weniger als 2% zurückging, wurde von Ökonomen als „sehr mild“ eingestuft, die den Rückgang teilweise darauf zurückführten, dass sich die Verbrauchernachfrage nach einem Anstieg der Rationierungsbemühungen während des Krieges abschwächte. Wirtschaftswissenschaftler weisen auch auf einen Rückgang der Anlageinvestitionen hin, während der Zustrom von Veteranen, die aus dem Krieg zurückkehrten und um begrenzte zivile Arbeitsplätze kämpften, dazu beitrug, dass die Arbeitslosenquote laut dem US-amerikanischen Amt für Arbeitsstatistik auf 7,9% stieg. Rezession nach dem Koreakrieg (Juli 1953 bis Mai 1954) Wie bei früheren Rezessionen nach dem Krieg wurde dieser Abschwung durch eine Verschiebung der Staatsausgaben nach dem Ende des Koreakrieges (der von 1950 bis 1953 dauerte) beflügelt. Das BIP des Landes sank um 2,2% und die Arbeitslosigkeit erreichte einen Höchststand von rund 6%, als die Regierung die Sicherheitsausgaben nach dem Krieg senkte und die US-Notenbank die Geldpolitik straffte, um die Inflation einzudämmen (einschließlich steigender Zinssätze). Steigende Zinssätze beeinträchtigten jedoch das Vertrauen der Verbraucher in die Wirtschaft und verringerten die Verbrauchernachfrage. Die Fed lockerte 1954 ihre Politik und ermöglichte es der Wirtschaft, sich nach einer zehnmonatigen Rezession zu erholen. Rezession von 1957-1958 (August 1957 bis April 1958) Diese Rezession Ende der 1950er Jahre dauerte acht Monate. Das BIP ging um 3,7% zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte einen Höchststand von 7,4%, als die straffere Geldpolitik der Regierung Mitte der 1950er Jahre die Zinssätze erhöhte, um die Inflation einzudämmen. Infolgedessen stiegen auch die Verbraucherpreise weiter an, was zu einem Rückgang der Ausgaben führte. Eine globale Rezession (die auch mit der asiatischen Grippepandemie von 1957 zusammenfiel, bei der weltweit 1,1 Millionen Menschen starben) belastete die US-Wirtschaft weiter, da die Exporte des Landes um mehr als 4 Milliarden US-Dollar zurückgingen. Die Dwight Eisenhower Administration handelte aggressiv, um eine wirtschaftliche Erholung voranzutreiben, einschließlich der Erhöhung der Staatsausgaben für Bauprojekte und der Bereitstellung von mehr Geld für das zwischenstaatliche System des Landes, nachdem zuvor 1956 das wegweisende Federal Aid Highway Act verabschiedet worden war. Rezession von 1960-1961 (April 1960 bis Februar 1961) Obwohl zwei frühere Rezessionen in den 50er Jahren auf eine straffere Geldpolitik zurückzuführen waren, die zu Zinssätzen führte, begann die Federal Reserve nach dem Ende der vorherigen Rezession im Jahr 1958 langsam, die Zinssätze anzuheben, was zu Beginn der Rezession zu einer weiteren kurzlebigen Rezession führte 1960er Jahre. In der 10-monatigen Rezession sank das BIP um fast 2% und die Arbeitslosigkeit erreichte einen Höchststand von 6,9%, während Präsident John F. Kennedy 1961 mit Konjunkturausgaben, die Steuersenkungen und erweiterte Arbeitslosen- und Sozialversicherungsleistungen beinhalteten, eine Erholung auslöste. Rezession von 1969-1970 (Dezember 1969 bis November 1970) Die 1960er Jahre begannen und endeten im Wesentlichen mit Rezessionen, aber dazwischen gab es eine lange wirtschaftliche Expansion, bei der die Inflation bis zum Ende des Jahrzehnts anstieg. Infolgedessen verschärfte die Federal Reserve ihre Geldpolitik, erhöhte die Zinsen und die Nixon-Administration beschloss, die Staatsausgaben zu senken. Die darauf folgende „milde Rezession“ führte zu einem Höchststand der Arbeitslosigkeit von rund 6%, während das BIP um weniger als 1% sank, bevor die Fed 1970 ihre Geldpolitik lockerte, um das Wirtschaftswachstum wieder aufzunehmen. Ölembargo-Rezession (November 1973 bis März 1975) Im Herbst 1973 verhängte die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) ein Embargo für Ölimporte aus mehreren Ländern, einschließlich der USA, wegen ihrer Unterstützung des israelischen Militärs. Infolgedessen vervierfachten sich die Ölpreise in etwa und belasteten die Wirtschaft erheblich, da die Gaspreise für die Verbraucher stiegen und ihre Ausgaben für andere Güter sanken. Die Wirtschaft wurde durch die Versuche von Präsident Richard Nixon, die Inflation durch Preis- und Lohnstopps zu senken, weiter belastet, während ein weltweiter Börsencrash von 1973 zu einem fast zweijährigen Bärenmarkt führte, an dem der Dow Jones 45% seines Wertes verlor. Die daraus resultierende Rezession dauerte 16 Monate (sie überdauerte sogar das Ölembargo selbst, das die OPEC 1974 aufhob) und führte zu einem Rückgang des BIP um 3,4%, während die Arbeitslosigkeit von 4,8% auf fast 9% stieg. 1980 Rezession (Januar 1980 bis Juli 1980) Die Inflationsraten stiegen Ende der 1970er Jahre an, erreichten 1979 ein zweistelliges Niveau und erreichten 1980 einen Höchststand von 22%. Infolgedessen erhöhte die Federal Reserve die Zinssätze, um die steigende Inflation zu stoppen, die die Wirtschaft verlangsamte (das BIP sank um über 2%) und führte zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 7,8%. Die Fed senkte die Zinsen Mitte 1980 erneut, was der Wirtschaft eine Chance gab, sich zu erholen und eine kurze sechsmonatige Rezession zu beenden. Rezession der Energiekrise (Juli 1981 bis November 1982) Nachdem die Federal Reserve 1981 ein Jahr zuvor aus einer Rezession hervorgegangen war (die frühen 80er Jahre wurden als „Double-Dip-Rezession bezeichnet, weil zwei so nahe beieinander lagen), versuchte sie, die steigende Inflation mit einer strengeren Geldpolitik zu zähmen, die das Interesse weckte Raten und verlangsamte die Wirtschaft. Mit diesen Maßnahmen konnte die Inflation bis 1983 auf rund 4% gesenkt werden. Die Kosten waren jedoch eine 16-monatige Rezession, in der das BIP um rund 3% sank und die Arbeitslosigkeit auf 10,8% stieg. Die Rezession wurde durch eine weitere globale Energiekrise verschärft, als ein neues iranisches Regime seine Ölproduktion senkte und die globalen Ölpreise erhöhte. Die anschließende Erholung, die zu einer wirtschaftlichen Expansion führte, die den Rest des Jahrzehnts andauerte, wird häufig auf verschiedene Faktoren zurückgeführt, darunter Steuersenkungen von Präsident Ronald Reagan und erhöhte Verteidigungsausgaben sowie die möglichen Schritte der Fed zu niedrigeren Zinssätzen. Golfkriegsrezession (Juli 1990 bis März 1991) Eine milde Rezession setzte 1990 ein, als die Federal Reserve die Zinssätze seit über zwei Jahren langsam anhob, um die Inflation in Schach zu halten. Diese Schritte verlangsamten die Wirtschaft, die dann einen Schlag erlitt, als der Irak im Sommer 1990 in Kuwait einfiel (gefolgt von der Beteiligung der USA und dem Golfkrieg) und die globalen Ölpreise mehr als verdoppelte. Die Rezession dauerte nur acht Monate. In diesem Zeitraum ging das BIP um 1,1% zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte rund 7%. Dotcom-Rezession (März 2001 bis November 2001) Die Dotcom-Blase platzte im Jahr 2000, als ein überhöhter Nasdaq mehr als 75% seines Wertes verlor und eine Generation von Technologieinvestoren auslöschte. Diese Verluste ließen den Aktienmarkt an einem verwundbaren Ort zurück, der sich im Herbst 2001 verschlimmerte, als die Verwüstung der Terroranschläge vom 11. September 2001 und eine Reihe schwerwiegender Buchhaltungsskandale bei Unternehmen wie Enron und Swissair einen Börsencrash auslösten. Der S & P 500 verlor zwischen 2000 und 2002 ebenfalls 43% seines Wertes, und der Nasdaq kehrte erst 2015 zu seinem Höchstwert von 2000 zurück. Die daraus resultierende Rezession war mit nur acht Monaten relativ kurz und ebenfalls gering, da das BIP nur um 0,6% sank und die Arbeitslosigkeit 5,5% erreichte. Die große Rezession (Dezember 2007 bis Juni 2009) Das BIP des Landes ging um 4,3% zurück und die Arbeitslosenquote würde schließlich 10% erreichen. Die Rezession dauerte 18 Monate und erforderte massive staatliche Impulse, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, darunter ein Rettungspaket für die Finanzindustrie in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar sowie Versicherungs- und Automobilunternehmen und ein weiteres Konjunkturpaket der Regierung im Wert von mehr als 800 Milliarden US-Dollar. Es ereignete sich am Ende einer Subprime-Hypothekenkrise (bei der die US-Zwangsvollstreckungsrate 2007 um 79% stieg), die den US-Immobilienmarkt zum Absturz brachte und die Immobilienpreise senkte. Dies führte auch zu einer Bankenkrise, da zahlreiche Finanzinstitute, die risikoreiche hypothekenbesicherte Wertpapiere übernommen hatten, diese Portfolios auslöschten, als die Kreditnehmer mit ihren Krediten in Verzug gerieten. Riesige Finanzinstitute wie Bear Stearns, Fannie Mae, Freddie Mac und Lehman Brothers brachen 2008 zusammen, was zu einem Börsencrash führte, bei dem die wichtigsten Indizes im Verlauf der Krise mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren.

Steuerung der Wirtschaft In einer sozialen Marktwirtschaft, wie in Deutschland und Europa, kommt dem Staat und hier insbesondere der Konjunkturpolitik eine wichtige Rolle zu. Allgemein gesehen besteht das Ziel jeder Konjunkturpolitik darin, diese für alle Bürger negativen Konjunkturausschläge zu mindern beziehungsweise zu vermeiden, um als oberstes Ziel Vollbeschäftigung zu sichern. Die Ziele der staatlichen Maßnahmen gegen die Rezession sind im Grundgesetz unter Art. 109 GG festgelegt: Stabilität des Preisniveaus, hoher Beschäftigungsstand, stetiges Wachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Der Konjunkturrat stimmt dafür die Finanz- und Wirtschaftspolitik von Bund, Ländern und Gemeinden ab. Aber es ist nicht der Staat alleine, der eine Möglichkeit zur Steuerung hat. Es sind auch die Notenbanken oder Zentralbanken. Jeder Staat, der eine eigene Währung hat kann auch diese gezielt zur Steuerung der Wirtschaft oder besser zur Unterstützung der Wirtschaft einsetzen. Aber beginnen wir mit den Möglichkeiten eines Staates seine Wirtschaft zu steuern. Staat Der Staat kann mit gezielten Konjunkturprogrammen gezielt eingreifen und z.B. über Steuern Investitionsanreize schaffen oder aber über direkte Investitionen Jobs und Unternehmen schaffen. In Deutschland stellt der Staat aber auch Hilfen zur Verfügung um schwache Wirtschaftszyklen zu entschärfen. Das so genante Kurzarbeitergeld soll Unternehmen helfen und Jobs sichern, die sonst in einem Abschwung verloren gehen würden. Eine weitere Möglichkeit des Staates kontrollierend in die Wirtschaft einzugreifen ist aber auch das Erlassen von Zöllen. Damit können ausländische Produkte künstlich verteuert werden, damit einheimische Produkte verstärkt nachgefragt uns abgesetzt werden können. Lonsteuer Mehrwertsteuer Gewerbesteuer Zölle Investitionen Kreditwergabe KfW, besonders günstige Kredite für förderwürdige Projekte

Notenbanken Eine recht große Rolle an den Finanzmärkten kommt den Notenbanken zu. Im Kapitel über das Zentralbankgeld haben wir bereits von ihnen gehört. Als erstes müssen wir verstehen, was die Aufgabe von ihnen ist. Abgesehen von ihrer Aufgabe Geld zur Verfügung zustellen hat sie aber noch ganz andere Aufgaben. Viele Länder haben eigene Währungen. Im Inland spielen diese Währungen nur auf den Geldscheinen eine Rolle. Ein Land, dass keine wirtschaftlichen Verbindungen ins Ausland hält kann im Grunde mit seiner eigene Währung machen was will. Es kann sich auch verschulden so viel es will. Für die eigenen Menschen im Land ist es im Grunde egal, ob sie 1, 10 oder 100 Währungseinheiten für ihr Brot bezahlen. Die Notenbank stell das Geld zur Verfügung oder zieht es ein. Damit kann die Notenbank dann die eigene Wirtschaft steuern. Und geanu dieser Prozess hat als Ziel die Preisstabilität. Nur haben heute die meisten Länder wirtschaftliche Verbindungen ins Ausland und damit in andere Währungsräume. Damit kommt der Notenbank auch die Aufgabe der Wechselkurskontrolle zu. Schauen wir uns diese Theam zuerst geanuer an, bevor wir uns die Preisstabilität ansehen. Wechselkurse Wechselkurse sind relevant für den Außenhandel. Wenn also die heimische Wirtschaft Verflechtungen in andere Länder unterhält die eine andere Währung haben. Innerhalb der Eurozone ist dieser Aspekt nicht relevant aber zum Beispiel im Handel mit den USA oder China. Diese Länder haben eigene Währungen und damit gelten für den Handel auch immer Wechselkurse - die stark schwanken können. Für Länder die deutlich mehr exportieren als sie importieren ist es von Vorteil, wenn die eigene Währung im Vergleich zur Zielwährung schwächer wird. Damit ist es für die Gegenseite günstiger Waren zu kaufen und das treibt den Absatz nach oben. Länder, die deutlich mehr importieren als exportieren profitieren hingegen von einer starken eigenen Währung, denn sie bekommen mehr Ware für das selbe Geld. Betrachten wir eine Wirtschaft (wie die deutsche) die stark vom Export getrieben ist. Es werden sehr viele Maschinen erfunden und gebaut und in alle Länder der Welt exportiert. Die Wirtschaft läuft gut uns es wird relativ viel aus dem Ausland in diese Wirtschaft investiert, es fließt also Geld aus anderen Währungsräumen nach Deutschland. Diese müssen in die heimische Währung getauscht werden und stützen damit die heimische Währung. Es wird sogar soviel getauscht, dass die heimische Währung immer stärker wird - also im Vergleich mit anderen an Wert gewinnt. Für die Arbeiter in den Werken ist dies optimal, denn im Urlaub bekommen sie mehr für ihr Geld. Auf der anderen Seite aber ist es für die Unternehmen schlecht, denn die Produkte werden damit im Ausland auch teuer und dies könnte dazu führen, dass nicht so viel verkauft wird. Die Zentralbank kann nun versuchen gezielt die eigene Währung abzuwerten. Sie kann zum Beispiel die Zinsen senken. Damit wird es für Anleger aus dem Ausland unattraktiv Geld hier anzulegen und die Anleger würden Geld abziehen. Dies würde die Währung schwächen. Das Wechselspiel der Währung, die Wirtschaftsinteressen und der Handel sind ein komplexes Netzwerk und jede Änderung an der einen Seite führt zu Auswirkungen auf der anderen Seite. Es wurde seit der Einführung des Euro viel am Wert des Euro kritisiert. Vor allem von den Deutschen. Der Euro sei schwächer als die DM und damit weniger wert. Es ist richtig, dass der Euro deutlich weniger Wert als die DM ist, weil auch sehr viele sehr schwache Länder den Euro nutzen. Aber am Ende ist damit der Wirtschaft sehr geholfen, denn für ein Exportland wie Deutschland ist eine schwache Währung gut. Ein schwacher Euro hat auf der Gegenseite aber auch als Konsequenz, dass Importe teurer werden. Für ein Industrieland wie Deutschland bedeutet diese teure Rohstoffe, die wir im eigenen Land nicht haben, aber auch teure Energie, die wir in Form von Gas und Öl in Dollar einkaufen müssen. Wir wollen uns noch ganz konkret zwei Situation aus der Vergangenheit ansehen, die zusammengefasst unter dem „Frankenschock“ verstanden werden. Dazu vorweg einige Informationen zur Schweiz. Unter den Top 20 der exportstärksten Länder der Welt, wobei Deutschland der größte (15%) Absatzmarkt ist. Zu den gefragtesten Exportgütern gehören chemisch-pharmazeutische Produkte. Platz zwei nehmen Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine ein, danach kommen Präzisionsinstrumenten, Uhren und Bijouterie. Im September des Jahres 2011 hatte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) aufgrund einer lange angehaltenen Überbewertung des Schweizer Frankens dazu entschieden, einen Mindestkurs von 1,20 CHF zu 1,00 Euro festzulegen. Die damals vorherrschende Eurokrise und die hohe Verschuldung der USA hatten den Schweizer Franken in seiner Eigenschaft als sicheren Hafen bestärkt und für eine hohe Nachfrage an den internationalen Devisenmärkten gesorgt. Dadurch wertete der CHF gegenüber dem Euro und dem Dollar stark auf. Allein von Mai 2010 bis Anfang August 2011 stieg der Wechselkurs des Frankens um über 30 Prozent gegenüber dem Euro bzw. um über 25 Prozent gegenüber dem Dollar.  Für die exportorientierte Wirtschaft der Schweiz war die Aufwertung des CHF eine hohe Belastung, da die eigenen Waren und Dienstleistungen für ausländische Käufer und Touristen, die das Land besuchten, sehr viel teurer wurden. Daher entschied man sich für den festgesetzten Mindestkurs. Knapp vier Jahre später dann die Kehrtwende: Am 15. Januar wurde der Mindestkurs per Sofort-Entscheidung wieder aufgehoben. Gleichzeitig wurde der Negativzins für Guthaben auf Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag übersteigen, um 0,5 Prozentpunkte auf −0,75 Prozent erhöht. Die direkte Folge: Der Schweizer Franken wertete um über 20 Prozent gegenüber dem Euro auf. Hätte man den Mindestkurs angesichts der zunehmenden Abwertung des Euros weiter aufrecht erhalten wollen, hätte die SNB immer mehr Franken drucken und auf den Markt werfen müssen – weit über das geldpolitisch verantwortbare Maß hinaus. Allein Im Januar 2015 hätten hochgerechnet 100 Milliarden Franken ausgegeben werden müssen, um den Mindestkurs zu halten, wie nachträglich ausgerechnet wurde. Preisstabilität Das Ziel ist immer eine Preisstabilität, denn es gilt Inflation oder Deflation zu vermeiden. Beides kann über kurz oder lang zu einer Rezession führen, die dem Wohlstand einer Gesellschaft schadet und daher vermieden werden will. Preisstabilität ist daher wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Auch für die Planungen der Unternehmen ist Preisstabilität wichtig: Nur so können sie Preisschwankungen einzelner Güter klar erkennen, um Angebot und Nachfrage genau abzuschätzen und Produktion und Investitionen entsprechend auszugestalten. Notenbanken haben nun verschiede Mittel und Wege, für diese Preisstabilität zu sorgen und damit die Wirtschaft zu steuern. Mit seinen geldpolitischen Instrumenten kann eine Zentralbank die Höhe der Zinsen beeinflussen. Im Falle einer Inflationsgefahr wird sie die Zinsen erhöhen. Dadurch werden weniger Kredite aufgenommen, es kommt weniger Geld in Umlauf und es werden weniger Güter nachgefragt. Die Unternehmen bleiben zum Teil auf ihren Waren sitzen und können ihre Preise kaum noch erhöhen. Manche senken ihre Preise sogar. So kann eine Anhebung der Zinsen die Inflation bekämpfen, bis wieder Preisstabilität herrscht. Bei einer Inflation, also einer Teuerung kann die Notenbank die Zinsen erhöhen und damit Investitionen unattraktiv und sparen attraktiv machen. Bei einer Deflation genau andersherum. Sinken die Preise und die Wirtschaft kühlt ab, kann die Notenbank die Zinsen senken und damit das Sparen unattraktiv machen (bei negativen Zinsen sogar bestrafen) und Investitionen günstiger. Notenbanken sind unabhängig von der Politik. Sie haben ihre Aufgabe zur Preisstabilität zu erfüllen. Eine weitere Möglichkeit für Notenbanken sind Käufe von Anleihen. Sie kann Unternehmensanleihen kaufen und damit als Käufer im Markt auftreten. Über diese Anleihekäufe kann sie Unternehmen Geld für Investitionen bereitstellen. Exkurs: EZB 1999 wurde der Euro in Deutschland eingeführt. Doch nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Ländern Europas ist die gemeinsame Währung das gesetzliche Zahlungsmittel. Früher war für die Währung jedes Landes die eigene Zentralbank zuständig. Für den Euro tragen die Zentralbanken der Euro-Länder und die Europäische Zentralbank gemeinsam die Verantwortung. Dieses System der Euro-Zentralbanken heißt Eurosystem. Die deutsche Zentralbank – die Deutsche Bundesbank – ist Mitglied des Eurosystems. Nach Auffassung des EZB-Rats kann Preisstabilität am besten gewährleistet werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2% anstrebt. Dieses Ziel ist symmetrisch, das heißt negative Abweichungen von diesem Zielwert sind ebenso unerwünscht wie positive. Die Bundesbank setzt die geldpolitischen Entscheidungen in Deutschland um.

Die Europäische Zentralbank hat in einem Grundsatzdokument „Die Geldpolitik der EZB 2011. Verfasst vom Direktorium der EZB“ ein Begründung für das 2% Ziel gegeben (https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/monetarypolicy2011de.pdf S. 69 ff.). Die EZB gibt sich selbst einen Puffer zur Deflation. Sie sieht eine Deflation als ein größeres Risiko als eine Inflation. […] Durch die Formulierung „Anstieg des HVPI von unter 2 %“ macht die Definition deutlich, dass nicht nur eine Inflation von über 2 %, sondern auch eine Deflation (d. h. ein sich selbst verstärkender Rückgang des allgemeinen Preisniveaus) mit Preisstabilität unvereinbar ist. In seinem Streben nach Preisstabilität ist es das erklärte Ziel des EZB-Rats, die Teuerungsrate bei unter, aber nahe 2 % zu halten. Damit signalisiert er seine Verpflichtung, zur Vermeidung von Deflationsrisiken für eine ausreichende Sicherheitsmarge zu sorgen. Deflation und Inflation verursachen zwar ähnliche wirtschaftliche Kosten (siehe Abschnitt 3.1), doch muss eine Deflation aus dem Grund vermieden werden, dass sie sich wegen der Grenzen, die der Geldpolitik bei einem Nominalzinsniveau von nahe null gesetzt sind, verfestigen kann. In einem deflatorischen Umfeld, in welchem die Inflationserwartungen unter Umständen ihre Verankerung verlieren und in Erwartungen eines sich selbst verstärkenden Rückgangs des allgemeinen Preisniveaus umschlagen, kann die Geldpolitik die Wirtschaft mithilfe ihres Zinsinstruments möglicherweise nicht mehr ausreichend unterstützen. Jeder Versuch, die nominalen Zinssätze auf ein Niveau unter null zu senken, liefe leer, da die Öffentlichkeit der Bargeldhaltung den Vorzug gäbe, anstatt zu einem negativen Satz Geld zu verleihen oder Einlagen zu halten. Zwar sind selbst bei nominalen Zinssätzen von null verschiedene stimulierende geldpolitische Maßnahmen denkbar, doch können diese alternativen, unkonventionellen Maßnahmen die Volkswirtschaft teuer zu stehen kommen. Aus diesem Grund ist die Bekämpfung einer Deflation für die Geldpolitik schwieriger als die Inflationsbekämpfung. Durch die Festlegung der Obergrenze für die Inflation auf einen Wert deutlich über null und eine angestrebte Teuerungsrate von unter, aber nahe 2 % trägt die EZB auch der Tatsache Rechnung, dass die am HVPI gemessene Inflation die tatsächliche Preissteigerung aufgrund eines geringen positiven Messfehlers, den diese Messmethode mit sich bringt, leicht überzeichnen kann.[…] Dazu sollte man aber wissen: Für ihre Inflationserwartung bezieht sich die EZB in der Regel auf sogenannte Inflations-Swaps mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Mit solchen Sowas sichern sich Anleger gegen Inflationsrisiken ab. Aus ihnen kann die EZB also die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer herauslesen. Gegenüber der Betrachtung aktueller Inflationsraten haben diese Swap-basierten Inflationserwartungen den Vorteil, dass Schwankungen einzelner Preise wie Öl oder Lebensmittel kaum durchschlagen. Die EZB bezeichnet die Inflationserwartungen daher als verankert. Exkurs: USA Im August 2020 verkündete der Präsident der Federal Reserve Jerome Powell in einer Grundsatzrede, dass die US-Notenbank künftig ein neues Inflationsziel anpeilt. Die US-Notenbank zielt zwar weiterhin auf die 2,0-Prozent-Marke, aber nicht mehr als präzisen Wert. Stattdessen strebt die FED einen entsprechenden Durchschnittswert über einen längeren Zeitraum an, d. h. die Inflation kann kurzfristig auch über oder unter der 2,0-Prozent-Zielmarke liegen. Kurzum: Ein durchschnittliches Inflationsziel ersetzt die starre Variante. Dieses „average inflation targeting“ spiegelt sich auch in der Geldpolitik der FED wider. Laut Jerome Powell wird u. a. der Blick auf den Arbeitsmarkt ein stärkeres Gewicht erhalten. Zyklen Bezeichnung für den Zeitabschnitt zwischen Beginn der ersten und Ende der letzten Konjunkturphase. Der Konjunkturzyklus wird meistens von einem oberen (unteren) Wendepunkt zum nächsten oberen (unteren) Wendepunkt gemessen. Die Konjunkturtheorie unterscheidet Zyklen verschiedener Länge: Kitchin-Zyklus (drei bis vier Jahre), Auch als Mitchell-Zyklus bezeichnet und 1923 von J. Kitchin in den USA und Großbritannien festgestellt; Existenz umstritten; Dieser kurzfristige Konjunkturzyklus wurde nach seinem Erfinder Joseph Kitchin (1861-1932) benannt und dauert ca. 40 Monate. Der Kerngedanke liegt darin, dass die Unternehmen ihre Lagerbestände bei günstigen wirtschaftlichen Bedingungen stark aufbauen und bei schlechten Absatzmöglichkeiten massiv abbauen.[179] Zu dieser Schlussfolgerung gelangte Kitchin nachdem er die Großhandelspreise und Banken-Clearings in den USA und Großbritannien untersuchte. Er war außerdem davon überzeugt, dass der Juglar-Zyklus nicht eigenständig ist, sondern aus dem Kitchin-Zyklus hervorgeht.[180] Die Hauptursachen dieser kurzen Wellen liegen somit in dem vorherrschenden Lagerzyklus, in zusätzlichen Zufallschocks und in den kurzfristigen Schwankungen des Bruttoinlandsprodukt, der Inflationsrate und der Beschäftigung.[181]

Juglar-Zyklus (sieben bis elf Jahre); 1860 von C. Juglar festgestellt; dieses ist der Konjunkturzyklus i.e.S; Der französische Mediziner Clémont Juglar (1819-1905) war der Erste, der die wirtschaftlichen Fluktuationen strukturierte und darin ein zyklisches Verhalten erkannte.[182] Seine Erkenntnisse zog er aus einer Analyse der Zins- und Preisentwicklung in Frankreich und im Vereinigten Königreich.[183] In diesen untersuchten Zeitreihen erkannte er eine 7 bis 11 jährige wiederkehrende Bewegung, welche auch als “klassischer Konjunkturzyklus” angesehen wird. Eine Erklärung für den Juglar-Zyklus liefern die überproportionalen Schwankungen der Investitionsgüternachfrage.[184] Junglars Theorie basiert auf der Annahme, dass nur ein Zyklus existiert. Diese Einzyklen-Hypothese wurde durch Schumpeter zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Frage gestellt und durch das 3-Zyklen-Schema ersetzt.[185]

Kondratieff-Zyklus (50 bis 60 Jahre); 1926 von N.D. Kondratieff festgestellt.Der russische Ökonom Nikolai Dmitrijewitsch Kondratieff (1892-1938) veröffentlichte 1926 seinen Artikel “Die langen Wellen der Konjunktur", in dem er zum ersten Mal seine Theorie über einen langfristigen Konjunkturzyklus vorstellte.[186] Kondratieff untersuchte die Schwankungen der Zinssätze und Großhandelspreise für die USA, England und Frankreich.[187] In seinen Beobachtungen erkannte er, dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur durch kurze und mittlere Konjunktur-schwankungen geprägt ist, sondern auch durch lange Phasen der Prosperität und Rezession. Diese langfristigen Zyklen wiederholen sich seiner Meinung nach alle 45 bis 60 Jahre. Kondratieffs Erkenntnisse bildeten die Grundlage einer neuen Forschungsrichtung, die unter der Bezeichnung “Theorie der langen Wellen” weltweit bekannt wurde.[188] Nach dem Tod Kondratieffs war es Joseph Schumpeter, der diese Theorie weiterführte und die langen Wellen als “Kondratieff-Zyklus” bezeichnete. Schumpeter stellte in seinen Untersuchungen fest, dass bestimmte grundlegende technische Innovationen, sogenannte Basisinnovationen, als Auslöser dieser langen Zyklen anzusehen sind.[189] Im Gegensatz dazu, identifizierte Kondratieff die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus als Ursache der langfristigen Zyklen. Die neuen Technologien waren für ihn lediglich eine Folge der langen Wellen.[190] In den letzten 250 Jahren konnten fünf Kondratieff-Zyklen empirisch nachgewiesen werden. Dieser Verlauf ist in Abb. 17 dargestellt.[191] Die erste Periode (ca. 1790-1850) wurde beeinflusst durch die Frühmechanisierung und dem Übergang der Agrar- in die Industriegesellschaft. Begleitet wurde diese Industrialisierung durch den Einsatz der Dampfmaschine in der Produktion.[192] Die zweite “lange Welle” (ca. 1850-1890) war hauptsächlich geprägt durch die Herstellung der Eisenbahn, der Massen-erzeugung von Stahl und der Entwicklung der Schifffahrt.[193] Durch Innovationen in der Elektro-Technologie (Elektromotor, Radio, Telefon, Beleuchtung) und durch neue Produkte in der Chemieindustrie wurde der dritte Kondratieff-Zyklus (ca. 1890-1940) im Wesentlichen gelenkt. Während dieser Periode arbeitete Kondratieff an seinem Aufsatz und er prognostizierte das Ende dieser Welle gegen 1930. Seine Vorhersage bewahrheitete sich als im Oktober 1929 durch einen massiven Börseneinbruch eine Weltwirtschaftskrise eingeleitet wurde.[194] Eine weitere vierte Periode (ca. 1940-1990) war geprägt durch die Basisinnovationen integrierter Schaltkreis, Kernenergie und Automobilproduktion.[195] Seit ca. 1990 befindet sich das aktuelle Wirtschafts-geschehen in dem fünften Kondratieff-Zyklus. Dieser wird maßgeblich durch die Informations- und Kommunikations-Technologie und die Computerindustrie bestimmt. Damit ist der fünfte Zyklus der erste, der durch immaterielle Güter (Information, Kommunikation) und nicht durch materielle Güter (Stahl, Eisenbahn, Automobil) beeinflusst wird. Der Übergang vom vierten zum fünften Zyklus stellt demzufolge einen Wechsel von einem energie- zu einem informationsgetriebenen Strukturwandel dar. Zudem endet die Industriegesellschaft und geht in eine Informationsgesellschaft über.[196] Ein wichtiges Kennzeichen aller fünf Perioden besteht darin, dass bereits bekannte, aber bis dahin ungenutzte Ressourcen, aufgrund eines nicht zu befriedigenden Bedarfs, deutlich an Bedeutung gewinnen.[197] Diese Basisinnovationen entwickeln sich in den Abschwungphasen der langen Wellen, in denen die Jahre mit wirtschaft-licher Rezession überwiegen. Dagegen dominieren in den Aufschwungphasen, die länger andauern als die Abstiegsphasen, die Jahre mit hoher Konjunktur.[198] Mit der Frage, welche Basisinnovation den sechsten Kondratieff-Zyklus beeinflussen wird, beschäftigen viele Zyklenforscher. Dabei gilt der Life Science-Bereich (Biotechnologie, Gesundheit und Umwelt) als ein möglicher Kandidat.[199] Auch der Wirtschaftstheoretiker Leo Nefiodow sieht das Gesundheitswesen als zukünftigen Wachstumsmotor der Wirtschaft. Dabei ist nicht nur die reine körperliche, sondern auch die seelische, ökonomische und soziale Gesundheit gemeint.[200] Alternative Impulsgeber für eine künftige neue Welle können sich aus dem Gebiet der Nanotechnologie und Fusionstechnologie entwickeln.[201]

Die ganz großen Zyklen

Einfluss der Zyklen auf die Börsen Konjunktur- und Wirtschaftszyklen haben damit auch Einfluss auf die Entwicklung der Börsen, wobei die Aktienkurse der realwirtschaftlichen Entwicklung in der Regel ein halbes Jahr vorauslaufen. So ging in der Vergangenheit beispielsweise einer Rezession der deutschen Wirtschaft des Öfteren eine schwächere Kursentwicklung des DAX voraus. Zuletzt war dies in den Jahren 2008/2009 der Fall. Der vierjährige US-Präsidentschaftszyklus der in das Wahljahr, das Nachwahljahr, das 2. Nachwahljahr und das Vorwahljahr unterteilt wird, hat ebenfalls Einfluss auf die Kapitalmärkte, insbesondere auf amerikanischen Aktienmarkt. In der Vergangenheit ließen sich vor allem im Wahljahr und im Vorwahljahr überdurchschnittliche Kursanstiege beobachten. 2016 wurde die Erwartung, dass Jahre mit US-Präsidentschaftswahlen gute Börsenjahre sind, in denen die Kurse vor allem gegen Jahresende meist deutlich zulegen können, mit neuen Allzeit-Hochs an den US-Börsen einmal mehr bestätigt. Immer wieder auftretende Kursmuster haben nicht nur etwas Faszinierendes, sie können Anlegern auch wertvolle Informationen für die Ausrichtung des Depots und Hinweise auf möglicherweise günstige Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkte liefern. Anhaltspunkte, in welcher Phase sich ein Zyklus befindet, können volkswirtschaftliche Daten wie das Bruttoinlandsprodukt oder die Kapazitätsauslastung bzw. Lagerbestände in der Industrie geben. Legen die Unternehmensinvestitionen und privaten Ausgaben zu und steigt die Kapazitätsauslastung an, spricht vieles für einen laufenden Aufschwung. Sinkende Unternehmensergebnisse, stagnierende Löhne sowie eine Abnahme der Kapazitätsauslastung und Investitionstätigkeit sind hingegen ernstzunehmende Hinweise auf einen Abschwung. Ausnahmen bestätigen die Regel Allerdings ist auf die Zyklen, die letztlich nur Durchschnittswerte verschiedener Zeiträume darstellen, nicht immer Verlass. Muster aus der Vergangenheit können zukünftige Entwicklungen nicht garantieren. Besondere Umstände und Marktgegebenheiten wie z. B. eine extrem expansive Geldpolitik der Notenbanken über einen längeren Zeitraum hinweg, können für Abweichungen von den Zyklusmodellen sorgen und die üblicherweise zu beobachtenden Mechanismen außer Kraft setzen. So erklärt sich auch, dass in der Literatur die Dauer des Juglar-Zyklus mit 7 bis 11 Jahren angegeben wird. Wie hängen Rohstoffe und Konjunkturzyklus zusammen? Wer in Rohstoffe investieren möchte, sollte den Konjunkturzyklus ebenfalls im Auge behalten. Allerdings muss hierfür die Weltkonjunktur beachtet werden und nicht nationale Stimmung als entscheidend gelten. Lediglich die USA und China wirken sich hier deutlicher aus. Da die Rohstoffpreise vor allem von Angebot und Nachfrage bestimmt werden, ist es natürlich auch die Konjunktur, die über die Nachfrage die Preise bestimmt. Doch auch das Angebot wird zumindest teilweise durch die Konjunktion mitgeprägt. Auch dieses kann durch vermehrte Investitionen wachsen, was dann den in der Rezession bekannten Preisverfall bewirken kann. Wie sich der Konjunkturzyklus auf die einzelnen Rohstoffpreise auswirkt, hängt jedoch ebenfalls vom Rohstoff ab. Häufig verhalten sich die Rohstoffe jedoch ähnlich. Erforscht ist die Zusammenwirkungen von Rohstoff und Konjunktur vor allem am Rohöl. So konnten James D. Hamilton (1983) feststellen, dass sieben der acht von ihm untersuchten US-amerikanischen Rezessionen ein erheblicher Ölpreisanstieg vorausging. Umgekehrt werden niedrige Rohölpreise aufgrund ihrer Bedeutung für Industrie und Transport ebenfalls häufig als konjunkturfördernd bezeichnet. Allerdings soll die Senkung des Ölpreises nicht im gleichen Maße positiv wirken, wie die Erhöhung negativ auf die Märkte wirkt. Auch hier ergibt sich für die Anleger allerdings ein wesentliches Problem: Ein Anstieg des Rohstoffpreises geht einer Rezession voraus, nicht umgekehrt. Grundsätzlich gilt jedoch, dass Rohstoffpreise vor allem im Rahmen der Hochkonjunktur zulegen. Die sechs Stadien des Intermarket-Zyklus John Murphy hat die Zyklen des Intermarket hinsichtlich Aktien-, Bond und Rohstoffmärkten betrachtet und dabei sechs idealtypische Zyklen der drei Märkte gefunden. Daraus lässt sich ableiten, wann eine Investition in welchen Markt sinnvoll sein kann. Allerdings kann es durchaus zu Abweichungen kommen. • Stadium 1: Bonds drehen nach oben und Zinsen fallen – Aktien und Rohstoffe fallen • Stadium 2: Aktien steigen – Rohstoffe fallen, Bonds steigen • Stadium 3: Rohstoffpreise steigen – Alle drei Märkte steigen • Stadium 4: Bonds drehen nach unten und Zinsen steigen – Aktien und Rohstoffe steigen • Stadium 5: Aktienkurse fallen – Bonds fallen, Rohstoffe steigen • Stadium 6: Rohstoffpreise steigen – alle drei Märkte fallen STRATEGIEN NACH KONJUNKTURZYKLUS Lazard Asset Management hat in einer Studie überprüft, wie sinnvoll es ist, die Konjunkturphasen in die Anlageentscheidung einfließen zu lassen. Dabei haben sie den Konjunkturzyklus in vier unterschiedliche Phasen mit bestimmten Merkmalen eingeteilt: • Abschwung und Tiefstand • Tiefstand und Aufschwung • Hochkonjunktur • Abschwung In den ersten beiden Konjunkturphasen entwickeln sich Aktien in der Regel am Besten, in den letzten beiden hingegen Rohstoffe. Allerdings betrachteten sie zusätzlich noch das Risiko über die Sharpe-Ratio. Wird auch diese miteinbezogen, sind Anleihen in der ersten Phase aufgrund des hohen Risikos der Aktienanlage im Vorteil. Im Anschluss daran simulierten sie mit der Hilfe von Daten aus der Vergangenheit die Rendite der bei der Investition in Aktien, Rohstoffen und festverzinslichen Wertpapieren in der jeweils optimalen Phase. Als Ergebnis konnte sie eine jährliche Rendite zwischen 16,0 % (risikoadjustiert) und 16,5 % (renditeadjustiert) erzielen. Die Volatilität betrug 0,17 (0,19), Sharpe Ratio 0,86 (0,8) und das Maximum Drawdown 18,5 % (26,5 %). Allerdings hat die Strategie einen entscheidenden Haken für Privatanleger: Aufgrund der häufigen Umschichtungen, die bis zu viermal jährlich notwendig werden, müssten Anleger nicht nur einen zu hohen Zeitaufwand in Kaufnehmen, der sich für Privatanleger kaum rechnen dürfte, sondern auch die Rendite verringert sich aufgrund der Transaktionsgebühren deutlich. FAZIT: Welche Anlageklasse am renditeträchtigsten ist, hängt auch vom Konjunkturzyklus ab. Viele Studien weisen darauf hin, dass Aktien und Anleihen vor und während des Aufschwungs sind Aktien und Anleihen am besten geeignet sind und danach von Rohstoffen abgelöst werden. Problematisch ist allerdings, den Übergang zuverlässig zu erkennen, um kein zu großes Risiko einzugehen. Zudem erhöhen sich dadurch die Transaktionskosten deutlich, was die Rendite wiederum deutlich schmälern kann.